Emotionen wertschätzend begleiten

Wie wir die Emotionen der Kinder wertschätzend begleiten

Wenn wir uns mit dem oben genannten Thema auseinander setzen, dann tauchen wir in ein sehr tiefes und umfangreiches Gebiet ein. Unserer Ansicht nach sind in diesem einen Thema nämlich mehrere versteckt. Das wären zum einen die Emotionen und die Wertschätzung und zum Anderen die Begleitung. Eine ganz entscheidende Rolle spielt hierbei vor allem die Erfahrung aus unserer eigenen Kindheit und Jugend. Welche Werte wurden jedem Einzelnen von uns mit auf den Weg gegeben, wie durften wir mit unseren Emotionen umgehen oder stellt Euch doch auch einmal die Frage, ob Ihr diese überhaupt zulassen durften.

Nicht selten war es (und ist es leider immer noch) häufig so, dass gerade Gefühle wie Traurigkeit, Wut, Enttäuschung, Unbeholfen- und Hilflosigkeit, Angst und noch viele mehr, im Keim erstickt werden und mit Ablenkungen versucht werden zu kompensieren. Das hat leider nahezu toxische Auswirkungen auf unsere Psyche und unseren Körper.

Nehmen wir als Beispiel das Gefühl „Wut“. In unserer Gesellschaft wird damit falsch umgegangen. Sie schien früher schon und heute auch noch, einer ungehörigen Emotion anzugehören, die man im Alltag tunlichst vermeiden und schon gar nicht erst ausleben sollte. Unter dem Deckmantel der scheinheiligen Harmonisierung im gegenseitigen Umgang miteinander, verschönern wir Sachverhalte, mildern unsere Wut mit einem witzigen Spruch oder einem Lächeln ab, denn diese spiegelt in einer Gesellschaft wie unserer, nicht das adäquate Verhalten eines sozialisierten Menschen, wie einer, welcher sich wütend zeigt.

Man kann nicht, damit einen alle mögen, nicht wütend werden. Da ist beispielsweise eine impulsive Wut, wenn sie am liebsten zuschlagen möchten- sie scheint manchmal etwas ganz Eigenes zu sein, so schnell und mächtig kommt sie uns vor. Und dann ist da aber auch manchmal diese selbstgerechte Wut, wenn Sie Ungerechtigkeit erleben oder das Gefühl haben, dass Ihnen selbst jemand Unrecht tut oder Sie jemand unfair kritisiert oder behandelt hat.

Wenn ein Kind, ein Jugendlicher oder ein Erwachsener ständig Wut unterdrückt, führt das früher oder später zu Depressionen. Entwickelt sich aus dieser lang unterdrückten Wut, eine chronische, löst diese im Rahmen einer Depression auch die Anfälligkeit für Herz-Kreislauferkrankungen und die Schwächung des Immunsystems aus. Ursache dafür, ist der permanent anhaltende Stresslevel.

Deshalb ist es uns besonders wichtig, bereits die Kleinsten auf dem Weg ihrer Emotionen offen zu begleiten und ihnen Stück für Stück Ressourcen mit auf den Weg geben, welche sie früher oder später im passenden Augenblick anwenden können. Auf diesem Weg sind wir als Erwachsene nicht nur Begleiter, sondern auch Vorbilder. Schließlich lernen Kinder am Modell. Sie spiegeln und ahmen uns nach.

Ein Beispiel was hierfür ganz passend ist, sind Eltern die tunlichst vermeiden möchten, vor ihren Kindern zu streiten. Auf Nachfrage, was der Hintergrund dieses Gedankens sei, kommt nicht selten die Antwort: „Wir möchten einfach nicht, dass unser Kind so etwas schon mitbekommt. Mama und Papa haben sich doch lieb.“

Dadurch wird ein Thema, das zum Leben dazu gehört tabuisiert. Eine dem Kind gegenüber glücklich vorgegaukelte Welt ist nicht nur Schauspielerei, sondern strengt unheimlich an, schwächt und Eure Kinder werden dennoch die unfassbare Stimmung hinter Eurer Fassade spüren. Streiten gehört im Leben dazu. Daran wachsen wir, dabei lernen wir uns selbst und unser Gegenüber immer besser kennen, lernen wo die Grenzen sind, können unseren Gefühlen Raum geben und ihnen Ausdruck verleihen. Klar sollte an der Stelle sein, dass alles im angemessenen Maß geschieht.

Was bei uns in der Praxis und ganz egal in welchem Alter, absolute No-Go-Sätze sind, zählen wir anhand von ein paar Beispielen auf. Ein Kind fährt zügig auf seinem Laufrad, plötzlich gerät sein Laufrad beim Überwinden der Bordsteinkante ausser Kontrolle, das Kind stürzt und weint. Der Erwachsene eilt dazu, hebt das Kind auf, wischt über das aufgeschürfte Knie und versucht das Kind mit den Worten: „ist doch gar nicht schlimm“ „ ist doch nichts passiert“ „Ein Indianer kennt keinen Schmerz“ zu trösten. Mal ganz im Ernst liebe Erwachsene. Wer von Euch hat den letzten Satz nicht auch schon selbst damals gehört. Haben Euch diese Indianer interessiert? Nein! Es tut einfach höllisch weh, man muss weinen, man muss vielleicht auch mal brüllen weil da zu dem Schmerz auch noch Frust und vielleicht längst überfällige Müdigkeit hinzu kommt, die das Fass dann zum Überlaufen bringt.

Passiert eine ähnliche Situation beispielsweise im Garten der Aqua Kita und eine Pädagogin kann im Idealfall die Situation ausgiebig beobachten, fallen alle oben gutgemeinten Sätze weg.

Statt dessen nähert sich die Pädagogin dem Kind oder das Kind kommt auf die Pädagogin zu. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass das Kind von der Pädagogin auf den Schoß genommen oder gestreichelt wird. Denn das hängt von der Beziehung zu dem Kind ab und ob das Kind überhaupt soviel Körperkontakt in diesem Moment möchte. Die Pädagoginnen gehen dann in die Responsivität. Sie spiegeln dem Kind verbal, was sie beobachtet haben und äußern durch Mimik, Gestik und liebevolle Worte ihr Mitgefühl. Sie fragen auch beispielsweise ob und was das Kind jetzt braucht, was ihm gut tun würde. Natürlich immer in Abhängigkeit des Entwicklungsstandes und Alters des Kindes.

Einem 9 Monate alten Kleinkind die Frage zu stellen, was es jetzt bräuchte und auf eine verbale  Antwort zu hoffen, wäre unangebracht, hier muss sich die Pädagogin auf ihr Gegenüber einstellen. In diesem Alter ist es von Vorteil, wenn die Beziehung zwischen der Pädagogin und dem Kind bereits etwas inniger ist, weil die Pädagogin dann Signale, Laute, Mimik und Gestik des Kindes entsprechend deuten und darauf reagieren kann. Selbst die Nuancen des Weinens kann sie dann differenzieren.

Ein anderes Beispiel in welchem es zwar nicht um Verletzungen durch Unfälle geht, jedoch den Alltag in der Krippe mitbestimmt, ist das Teilen. Nicht alle, dennoch viele von uns wurden mit dem Wert großgezogen: „Teilt immer schön miteinander und seid lieb zu einander.“ Sich um etwas streiten und raufen zu können, wurde im Keim vom Erwachsenen erstickt. Als Kind entschuldigten wir uns für Handlungen, weil es jemand so wollte, aber weder weil wir den Sinn einer Entschuldigung verstanden, noch weil wir es mit der Wut im Bauch die immer noch da war, freiwillig ausgesprochen hätten. Und was blieb? Genau die Wut!

Wenn sich beispielsweise Kinder bei uns um einen Gegenstand streiten, sind Sätze wie: „Na das ist aber nicht schön von Dir.“ „Du wirst ja wohl ein paar Steine abgeben können, schließlich sind die für alle Kinder da.“ „Das ist aber ganz schön egoistisch von Dir.“ „Jetzt kann xxx gar nicht mit den Legos spielen, das finde ich nicht in Ordnung.“ „Wenn Du keine Legosteine abgibst, dann musst Du später beim Mittagessen auch warten bis Du dran kommst.“

Stattdessen beobachten die Pädagoginnen vorerst an dieser Stelle. Das Beobachten ist deshalb so wichtig, damit sie, wenn die Situation grenzüberschreitend wird, mit den Kindern besprechen kann was sie gesehen und beobachtet hat. Sie kann durch die vorherige Beobachtung vermeiden, falsche Schlussfolgerungen auf die Ausgangslage eines Konfliktes ziehen.

Jedes Kind hat bei uns das Recht darauf, einen oder mehrere gleiche Gegenstände bei sich zu behalten. Wenn es beispielsweise die komplette Kiste mit den Legosteinen gerade für sich beansprucht und niemand anderes da mit hinein fassen darf, dann ist das in Ordnung. Das Kind darf lernen seine Grenzen zu spüren, zu äußern oder zu zeigen.

Sein Gegenüber lernt dabei, wie es sich anfühlt, eine Grenze gesetzt zu bekommen, wie es sich anfühlt, das jetzt aushalten zu müssen oder das Gefühl zu verspüren darum kämpfen zu wollen oder sich Alternativen zu suchen.

Hier könnte die Pädagogin auch eine zweite Kiste mit Legosteinen nach geraumer Zeit zur Verfügung stellen. Jedoch nicht mit dem Hintergrund, dass es bloß nicht zum Streit zwischen den Kindern kommt.

Sie müssen nicht teilen. Das tun sie freiwillig, wenn sie bereit dazu sind.

Während Eltern die Eingewöhnungen bei uns begleiten und noch mit im Raum dabei sind, werden sie zwar in einem Eingewöhnungsgespräch vorher genau darüber instruiert, wie die Verhaltensregeln für sie aussehen und doch rutscht dem ein oder anderen Elternteil an mancher Stelle heraus: „Aber sowas macht man wirklich nicht, das ist nicht schön. Guck mal jetzt ist xxx ganz traurig und weint.“

Gerade Kleinkinder wachsen in diese Gesellschaft und in die Dynamik einer Gruppe hinein. Sie wissen nicht was sie mit ihrem Verhalten bewirken. Das kommt erst mit der Zeit. Sie verknüpfen den Schmerz oder das Weinen eines anderen Kindes nicht sofort mit ihrem vorherigen Handeln. Beispiel: Ein Kind schubst ein anderes Kind, dieses fällt hin und weint. Wir möchten verstehen, worum es in der Situation geht. Wir müssen überlegen, welche vorangegangenen Situationen vielleicht noch präsent sein könnten, wie die Umstände gerade bei jedem einzelnen Kind sind.

Daher sind auch Situationen welche Eltern in der Bring-und Abholzeit zwischen Kindern flüchtig mitbekommen, eher subjektiv zu betrachten. Sie spiegeln nicht alles und schon gar nicht was vorausging.

Bei den Kindern im Vorschul- und Schulalter kann man bei der Klärung eines Konfliktes oder bei aufgebrachter Stimmung die Fragen erweitern und ruhig etwas fordernder fragen. Beispielsweise fragen wir: „Worum ging es Dir?“ „Was brauchst Du jetzt von xxx?“ „ Was hast Du als Nächstes vor?“ „Wie könntest Du Deine Aufforderung klarer formulieren?“

Beispiel für letzteres wäre, dass ein Kind vom anderen Kind möchte, dass es aufhört, in sein Heft zu kritzeln. Das Kind äußert jedoch lediglich: „Hör auf!“ Hierbei kann die Pädagogin fragen: „Mit was soll xxx aufhören?“ „Was genau soll xxx tun?“

Sätze wie z.B. „Ok das radierst Du ihm jetzt aus seinem Heft, vorher brauchst Du gar nicht meinen, dass Du früher zum Spielen raus kommst.“ „Das Heft bezahlst Du von Deinem Taschengeld.“ „Muss das sein?“ „Sag doch was Du von ihm willst, statt herum zu jammern.“

Als letztes Beispiel möchten wir noch die Bringsituation im Kindergarten und in der Krippe aufgreifen. Immer wieder können wir beobachten, dass es Kindern, die schon länger in der Einrichtung sind, auch längere Zeit am Stück schwer fällt, sich von ihrem geliebten Elternteil zu trennen. Sie halten sich an ihm fest, weinen, brüllen und zappeln. Eine Situation die für niemanden angenehm ist.

Doch wir hören von manchen Eltern Sätze, wie z.B. „Ist doch gut, alles gut, wir sehen uns doch später wieder.“ „Du bist doch schon groß, schau mal xxx und xxx sind auch schon da.“ „da musst Du doch nicht mehr weinen, das haben wir doch jetzt schon so oft gehabt.“ „Wenn ich Dich heute abgeholt habe, gibt’s auch ein Eis, versprochen, aber jetzt schön lieb sein.“

Bitte versucht solche Sätze aus Eurem Vokabular zu streichen. Sie führen zu nichts. Eure Kinder brauchen Euch. Und ja, es ist Fakt, dass nicht sie sich für die Krippe oder für den Kindergarten entschieden, sondern Ihr! Also ist es, wenn auch unbewusst und unbeabsichtigt, ein Stück weit übergriffig, die Emotionen des Kindes in diesem Augenblick zu besänftigen und zu übergehen.

Wir sind in den Verabschiedungssituationen gerne für Euch da und begleiten diese behutsam mit. Eure Kinder dürfen weinen, sie dürfen schreien und sie dürfen die Trennung von Euch in diesem Moment auch schmerzhaft empfinden. Für Euer Kind fühlt sich diese Trennung intensiver an, Euer Kind durchläuft verschiedene Entwicklungsschritte.

Dabei gehört auch dazu, dass es unterschiedliche Gefühle sowie Umgänge mit Verabschiedungen und dem Bedürfnis nach Eurer Nähe durchlebt. Ihr könnt stattdessen auf Euer Kind eingehen und z.B. sagen: „ich spüre dass Du Dich an mich klammerst und ich glaube die Trennungen fallen Dir gerade echt nicht leicht, aber ich verabschiede mich dennoch. Mir fällt es auch nicht so ganz einfach, wir sehen uns heute Nachmittag wieder.“

Hin und wieder hilft es auch, mit einer Pädagogin kurz in den Austausch zu gehen, wenn die Verabschiedung vorüber ist, um zu erfahren wie es dem Kind mittlerweile geht und ob die Pädagogin den Eindruck hat, dass der komplette Tag für das Kind zu bewältigen ist oder ob es ihm ggf. gut tun würde, ein paar Stunden früher abgeholt zu werden.

Gerne sind wir im Rahmen von Bedarfsgesprächen für Euch da, wenn es darum geht, wie Ihr die Emotionen und Gefühle Eurer Kinder wertschätzend begleiten könnt. Scheut Euch nicht davor, uns darauf einfach anzusprechen

Freie Bewegungsentwicklung

Unsere Umsetzung der freien Bewegungsentwicklung nach Ansätzen von Emmi Pikler

In der Überschrift könnt Ihr sicherlich bereits erahnen, worum es in diesem Blogbeitrag geht. Darüber Hinaus möchten wir Euch jedoch auch ein bisschen Aufklärung verschaffen, welche Folgen es auf Körper und Geist haben kann, wenn Kinder sich zu eingeschränkt oder häufig  durch Fremdbestimmung fortbewegen.

Hier bei uns in der Aqua-Kita stellt die freie Bewegungsentwicklung einen pädagogischen Schwerpunkt dar. Uns PädagoGinnen ist es daher umso wichtiger, dass Ihr Euch als Eltern nicht nur eines Platzes wegen für uns entscheidet, sondern hinter den pädagogischen Schwerpunkten steht. Keine Sorge, Ihr müsst auch nicht alles eins zuhause so umsetzen wie wir es hier in der Aqua-Kita tun, denn das geht allein vom Rahmen her schon gar nicht. Eure Kinder können sich zu dem wunderbar auf verschiedene Rahmenbedingungen und Regeln einlassen und anpassen. Entscheidend ist die Haltung. Denn dafür spielt der Raum an sich keine Rolle J

Nun wird sich manch einer beim Lesen auf die Schulter klopfen und sich denken: „ Ach super, ein Kletterdreieck und das Rutschbrett haben wir ja zuhause und ein Pikler-Ess-Bänkchen haben wir auch. Wir setzen die freie Bewegungsentwicklung ja schon um.“

An dieser Stelle holen wir Euch schmunzelnd ab und sagen Euch: „Nur weil zuhause Piklermöbel stehen und genutzt werden, bedeutet das nicht gleich, dass sich Euer Kind frei bewegen kann.“ Dazu gehört ein bisschen mehr.

Bei uns in der Aqua-Kita sind die Räume und das Mobiliar auf die Kinder ausgerichtet und das Personal dementsprechend mit der Pädagogik vertraut oder noch dabei sich mit ihr vertraut zu machen.

Egal in welchem Bereich, ob Krippe, Kindergarten oder Hort,  ist bei unserer räumlichen Vorbereitung ganz wichtig, dass sich die Kinder uneingeschränkt, druckfrei und vor allem in ihrem Tempo bzw. in ihrem Rhythmus bewegen müssen, um sich gesund entwickeln zu können. Bereits im Kleinkindalter in den Krippenbereichen, lernen die Kinder bei uns, sich gegenseitig Zeit zu lassen statt sich zu drängen oder zu schubsen. Je nach Sprachvermögen der Kinder und dem Zutrauen, geben wir ihnen auch die Ressource mit auf den Weg zu sagen: „Stopp, warte, lass mir Zeit.“ „Halte Abstand.“ Das ist beispielsweise in Situationen wo mehrere Kinder auf eine Leiter hintereinander oder von beiden Seiten gleichzeitig steigen möchten, viele Kinder gleichzeitig sich auf einer Treppe befinden und es in dem Moment recht eng um sie herum ist, oder auch beim Balancieren über ein waagerecht eingehängtes Brett.

Als PädagoGinnen sitzen wir je nachdem wie sicher sich ein Kind bewegt näher oder weiter entfernter dabei. Worauf wir achten ist, dass wir entspannt bleiben. Beispielsweise wenn die Kinder sich in die Höhe bewegen, sich freihändig sitzend auf der Leiter mit dem Rumpf hin und herdrehen. Nichts wäre ungünstiger als Schnappatmung und unruhiges Wedeln mit den Armen als Erwachsener J Denn meistens passiert dann erst recht etwas und die Kinder werden durch unsere Unsicherheit und hektischen Bewegungen und unseren Ausdruck verunsichert und stürzen ggf.

Begibt sich ein Kind in eine Position, aus der es sich selbst nicht mehr befreien kann oder bekommt in der Höhe Angst, heben wir die Kinder im Krippenbereich z.B. herunter, so dass sie von vorne beginnen können wenn sie das möchten. Die Wiederholungen schaffen für die Kinder die Routine, welche sie brauchen um neue Wege gehen zu können und ihr Selbstvertrauen aufbauen zu können. Wenn sie später einmal beim Probieren neuer Bewegungsabläufe in Unsicherheit geraten, können sie ihre geübten Bewegungsabläufe, die welche sie in ihrem Gehirn gespeichert haben wieder abrufen und einbauen. Diese verschaffen ihnen dann Sicherheit und Ruhe.  Kindergarten-oder Schulkinder herunterzuheben wird schon schwieriger bis unmöglich. Hierbei  hilft in unsicheren Situationen, ebenso die Ruhe zu bewahren und dem Kind zu sagen: „Ich bleibe bei Dir, atme ganz ruhig, mach kurz eine Pause, ich bin da.“ Manchmal hilft es auch, wenn wir einen Hocker zum Absteigen dazu schieben, oder eine weitere Matte um dem Kind das Abspringen zu ermöglichen. Anstelle einer Matte und je nach Bodenbeschaffenheit, hilft es auch, den Boden um die Kletterbaustelle frei zu räumen, damit ein uneingeschränktes Fallen oder Springen ermöglicht werden kann.

Kleinkindern die sich in den Anfängen ihrer Bewegungsstrukturen und dem Muskelaufbau befinden, stellen wir das passende Mobiliar zur Verfügung. Welche Bewegungsabläufe Euer Kind gerade durchlebt, finden wir über den Dialog mit Euch Eltern heraus und über unsere Beobachtungen im Alltag mit Euren Kindern. Das kann beispielsweise eine Rampe  oder ein niedriges Podest sein um niedrige Höhen beim Krabbeln zu erklimmen, eine Leiter um aus anderen Perspektiven den Überblick zu bekommen und das Steigen üben zu können, ein Hocker mit Quer-oder Hochkantsprosse für Kinder die sich gerade in den Stand aufrichten oder sich seitlich fortbewegen.

Bei allen Bewegungsabläufen, welche die Kinder sich im Laufe ihres Lebens aneignen gilt ein wichtiger Grundsatz! „Lasst Ihnen Zeit.“ Vor allem lasst Ihnen die Zeit es selbst zu tun. Die Kinder brauchen kein geführtes Laufen (Erwachsener läuft hinter dem Kind und hält die Hände des Kindes Hände hoch), insbesondere dann nicht, wenn sie selbst noch gar nicht in der Lage dazu sind.

Im Gegenteil. Ihre Hüfte, ihr Becken, ihr Rückgrat wird nachhaltig geschädigt und ihr Reflex beim Fallen, mit den Händen zuerst aufzukommen um sich zu stützen, bleibt unausgebildet.

Wir helfen keinem Kind beim Überwinden eines Hindernisses. Wir geben keine Anweisungen wo ein Kind beispielsweise seinen Fuß beim Klettern abstellen oder sich mit seiner Hand festhalten muss. Das lernen die Kinder selbstständig, in ihrem Tempo von ganz alleine. Es passiert bei uns, dass durch dieses Ausprobieren und Üben, das ein oder andere Kind auch fällt. Wir betrachten das als Lebenserfahrungen und manche dieser Erfahrungen tun weh.

Doch wir sind auch an dieser Stelle für die Kinder da um sie in ihren Gefühlen zu begleiten statt die Gefühle zu übergehen.

Um sich bestmöglich frei bewegen zu können, brauchen die Kinder bei uns in der Aqua-Kita Kleidung die sie schmutzig und kaputt machen können. Konkret fordern wir von Euch Eltern an dieser Stelle, alle schicken Kleidchen, Jeanshosen und Hemden, Schmuck jeglicher Art, Gürtel oder Hosenträger zuhause zu lassen. Gut geeignet sind Leggins oder angeschnittene Strumpfhosen, Jogginghosen, Sweatshirts, T Shirts oder Pullover, Stopper Socken oder barfuß.

 Das Barfußlaufen ist im Übrigen nicht nur unser pädagogischer Aspekt beim „kneippen“ sondern gehört auch zur freien Bewegungsentwicklung dazu. Ein Fuß der weder in eine Socke noch in einen Schuh gezwängt ist, kann sich freier bewegen, die Zehen können abgerundet werden und Untergründe werden viel sensitiver wahrgenommen und differenziert.

Die freie Bewegungsentwicklung spielt auch beim Bildungsort „Esstisch“ eine Rolle. Hier gehen wir kurz explizit auf Kleinkinder ein.

Kleinkinder müssen zwischen dem Stillsitzen, Bewegungsphasen einbauen können. Bewegung ist das Hauptthema in diesem Alter.In der Krippe stellen  wir bei den jüngeren Kindern fest, dass sie noch nicht so lange aushalten am Essenstisch sitzen zu bleiben. Sie stehen immer wieder auf, laufen um den Tisch herum, essen im Stehen, sehen sich um.

An dieser Stelle gewähren wir. Wir zeigen dem Kind dann zwar immer wieder zwischendurch seinen Sitzplatz oder versuchen herauszufinden woran es vielleicht noch liegen könnte, dass es nicht sitzen möchte, aber wir erwarten es noch nicht. Im späteren Alter bei den etwas älteren Krippenkindern merken wir, dass wir die Erwartungshaltung, am Tisch während des Essens sitzen zu bleiben, eher in Betracht ziehen können. All das schließt in der jeweiligen Situation jedoch nicht aus, immer genau hinzusehen, um welches Kind es geht und welche Situationen vielleicht vorausgingen oder ob es vielleicht satt ist und ins Freispiel wechseln könnte.

Wenn Kinder eine eher eingeschränkte Bewegungsentwicklung durchleben, werden bestimmte Muskelgruppen weder angesprochen noch beansprucht und es kann zu Fehlbelastungen kommen. Werden Muskelpartien zu früh beansprucht, kann es zu Überlastungen kommen. Verlangen wir auf der mentalen Ebene vielleicht zu viel oder erwarten etwas zu früh, lösen wir bei den Kindern Druck, Unsicherheit und Verzweiflung aus. So lange die Motivation sich zu bewegen,wahrhaftig intrinsisch vom Kind ausgeht, statt extrinsisch vom Erwachsenen gesteuert und manipuliert, ermöglichen wir es, das Kind auf seine eigene Entdeckungsreise zu schicken und es dabei zu begleiten.

Sie reifen in ihrer Selbstständigkeit und ihrem Selbstbewusstsein und erfahren unsere Wertschätzung in dem wir ihnen etwas zutrauen. Sie lernen vor allem auch ihre eigenen Grenzen kennen, lernen sie zu spüren und trauen sich vielleicht auch mal auszuprobieren wie weit sie sich noch trauen würden. Wir Erwachsene können dabei vielleicht auch etwas lernen. Wir glauben vor allem, sich durch das Beobachten immer ein Stückchen weiter von dem Gedanken zu lösen, immer parat sein zu müssen oder den Kindern den Weg zu erklären. Denn wie wir ja bereits wissen, wird Gehörtes häufig vergessen, wenn es nur Gehörtes bleibt und nicht geübt werden darf

Konflikte beobachten und achtsam begleiten

Zu einem Zusammensein in einer Partnerschaft oder in einer anderen Gemeinschaftsform, gehören Konflikte einfach dazu. Jeder streitet! Mit jedem und fast überall. Ob es Erwachsene und Kinder sind, ob es in einer Partnerschaft ist, im Beruf oder mit Freunden, Verwandten oder mit Menschen die man gar nicht kennt.

Mit den folgenden Inhalten möchte ich ein paar positive Seiten des Streitens aufzeigen und Euren Blick sowie Eure Haltung im Bezug auf Konflikte sensibilisieren. Meine Quellen findet ihr am Ende, da ich über meine Berufserfahrung und Fachwissen hinaus noch vieles recherchiert habe.

Beginnen wir mit ein paar „alten Kamellen“:
„ne wir haben das noch nicht geklärt“
„ich habe aber grade keinen Bock mich zu vertragen, weil ich sauer bin“
„Schwester hin oder her, ich find sie aber gerade doof“
„Hat Dich jemand gefragt? Halt Dich raus“

„Ihr seid solche Zicken, das nervt echt!“
„Du musst ja nicht dabei sein“
„Dann hör doch weg“
„Du hast überhaupt keine Ahnung was los ist, also spare Dir deinen Kommentar“
„Ja, Eltern die sich einmischen, nerven auch“
„Und jetzt erst recht“
„Sag sofort Entschuldigung, das ist Dein Opa, du kannst doch nicht solche Sachen zu ihm sagen.“
„Haltet Euch einfach raus“
„oh je jetzt kommt der Spruch wieder…“
„Ich sage was ich denke“
„Ach ich darf nicht wütend werden, aber mein Opa schon?“
„Es tut mir aber nicht leid, wofür dann entschuldigen?“
 „Du bist ganz schön frech! Da bist Du schon einmal zu Besuch bei uns und dann streitest Du Dich auch noch, Du Dickkopf!“
„jup, und wieder war ja klar, dass der Kommentar nicht fehlen durfte“
„bla bla bla, ich bin ein Dickkopf und ich bin frech, lasst mich einfach alle in Ruhe“
„Warum besuche ich die überhaupt noch?“
„Hier will mich niemand verstehen“
„Ihr geht mir alle so auf die Nerven“
„Hört auf zu streiten, das gehört sich nicht, ihr seid doch Geschwister, seid jetzt wieder gut zueinander“
„oh das macht man aber nicht, mach mal schnell ei ei beim Papa, sonst ist er ganz traurig“
„Ich weis zwar nicht was ich verbrochen habe, aber den Papa traurig machen will ich nicht. Ich bin aber grade müde und ungeduldig, Ei Ei, geht grade nicht. Wieso verstehen die Erwachsenen mich einfach nicht?“

Wer kennt diese oder ähnliche Sätze nicht auch aus seiner eigenen Kindheit, Jugend oder dem Erwachsenenalter? Häufig wiederholen Erwachsene Sätze, die sie selbst im Kindesalter hörten, wenn sich Kinder in ihrer Gegenwart streiten.

Warum? Weil ihnen im frühen Kindesalter beigebracht wurde, dass Streiten etwas negativ behaftetes, unschönes ist. Etwas das man nicht tut und schnellstens wieder bereinigt werden sollte. Darum fühlt sich auch so manch Erwachsener selbst unwohl, wenn er sich in der Gegenwart von streitenden Kindern befindet oder eine Auseinandersetzung beobachtet.

Häufig sind Kinder meist viel emotionaler und in stärkere Auseinandersetzungen bei Konflikten verwickelt als Erwachsene. Sie werden schneller laut, weinen mehr, schreien, zanken, verletzen sich oder finden keine Worte mehr. Dennoch sind sie zu 100% authentisch, ehrlich und grade heraus. Und wir sollten sie darin unterstützen, ihre (alle) Emotionen zeigen zu dürfen, sie in angemessener Form zu äußern, sowie einen geeigneten Rahmen dafür zu bekommen. Beispielsweise hat das Gefühl „Wut“ ebenso viel Berechtigung wie „Freude“. Hält jedoch jemand vor lauter Wut einen Hocker mit erhobenen Armen über sich und brüllt, dann endet meiner Meinung nach die Bedürfnisorientierung und die Wut muss in angemessener Form ausgelassen werden. Nach geeigneten Möglichkeiten kann man auch gemeinsam mit dem Kind suchen.

Pädagogen greifen häufig zu vorschnell ein oder mischen sich in Angelegenheiten ein, welche die Kinder vielleicht selbst hätten lösen können, wenn sie die Zeit dazu bekommen hätten. Dadurch nehmen jedoch die Fachkräfte den Kindern die Erfahrung selbst herauszufinden, welche Optionen sie gehabt hätten, um den Konflikt besser auszuhalten oder vielleicht zu lösen. Selten tragen die Lösungsansätze der Erwachsenen dazu bei, dass so ein Streit unter Kindern tatsächlich direkt gelöst wird. Manchmal scheint es nämlich nur so, als wäre der Streit beendet, weil sich die Kinder an die Anweisungen der Fachkraft halten. Wenige Minuten später wird der Streit fortgesetzt.

Das hat zum einen damit zu tun, dass Regeln, die nicht im Zusammenhang mit dem Anliegen oder den Gefühlen der Kinder stehen, auch nichts mit dem Konflikt zu tun haben. Zum anderen ist das Einmischen der Fachkraft nicht unbedingt nur wertvoll, sondern eine kurze Unterbrechung, manche Kinder sind vielleicht aufmerksam, andere sind so aufgebracht, dass sie die Worte der Fachkraft überhaupt nicht erreichen.

Richtiges Konfliktverhalten braucht Zeit und muss geübt werden können. Das ist eine Kompetenz, ebenso wie andere Fähigkeiten, welche ein Mensch im Leben erlernt. Es ist daher wichtig, dass diese Kompetenzen bereits in früher Kindheit erfahren und geübt werden dürfen.

Gerade weil Streiten und Konflikte in der Sozialisierung von Erwachsenen als etwas Unangenehmes dargestellt wurden, müssen Fachkräfte umso mehr ihre eigene Einstellung zu Konflikten ändern und lernen, konstruktiv mit Konflikten umzugehen. Das unterstützt sie dabei, Kinder in ihren gegenseitigen Auseinandersetzungen, professioneller zu begleiten und in ihren sozial-emotionalen Fähigkeiten zu unterstützen.

Eine Möglichkeit, um eigene Konfliktkompetenzen zu reflektieren und Eure Grundhaltung zum Streiten zu verändern ist, die Arbeit im Team. Ein regelmäßiger Austausch über bestimmte Situationen in denen Ihr Euch vielleicht hilflos, genervt, gehemmt, ungeduldig etc. fühlt, ist aus meiner Erfahrung heraus, unterstützend. Allein deshalb, weil ich persönlich feststellte, dass es nicht nur mir so geht. Ich konnte mir Tipps von meinem Team holen und gleichzeitig Verständnis bei meinem Team spüren und es ließ uns mehr zusammen wachsen.

Was einen ebenso hohen Stellenwert hat, ist die Beachtung Eurer eigenen Bedürfnisse. Häufig finden sie keine Beachtung im Alltag. „Da muss ich jetzt wohl durch, ist ja mein Job“
„Ich kann nicht mehr, aber das hilft jetzt alles nichts“
Wenn Ihr spürt, dass Ihr an den Punkt kommt, wo Ihr der Meinung seid, Ihr verkraftet nicht noch eine weitere Konfliktbegleitung, dann haltet einmal kurz inne und denkt darüber nach, was Ihr in diesem Moment tut. Übergeht Ihr Euch selbst und begleitet einen weiteren Konflikt oder holt Ihr Euch Hilfe bei Euren KollegInnen? Wir raten euch offen zu sprechen und euch aktiv um eure Gesunderhaltung zu bemühen.

Was sind die positiven Aspekte in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen?

Erstes sorgt auf Kurz oder Lang dafür, dass Ihr Eure Gesundheit beeinträchtigt!

Was sind die positiven Aspekte in zwischenmenschlichen Auseinandersetzungen?

  1. Du lernst Dein Gegenüber und Dich besser kennen
  2. Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse können in Worte gefasst werden
  3. Probleme können angesprochen und vielleicht sogar gelöst werden
  4. Es kann Weiterentwicklung stattfinden
  5. Es ergeben sich Veränderungen. Manche, die längst überfällig waren

Ein Konflikt forciert stets Entwicklung. Durch ihn werden Missverständnisse, Bedürfnisse, Veränderungen zum Vorschein gebracht. Voraussetzung dafür ist jedoch ein konstruktives Streiten. Meist ist nämlich nicht der Konflikt das Problem, sondern die Art und Weise wie wir damit umgehen.

Was bedeutet Konfliktkompetenz eigentlich?

Betrachtet es als ein Sammelsurium an Fähigkeiten, durch die jemand erfolgreich mit Konflikten auf konstruktive und selbst organisierte Weise umzugehen weiß.

Welche Fähigkeiten braucht man dazu?

  1. Konfliktbereitschaft – Konflikte überhaupt zulassen können, konstruktiv austragen zu können und als Chance zur Verbesserung zu betrachten.
  2. Konfliktwissen- Ein Wissen über verschiedene Konfliktursachen, Arten und Phasen haben. (Sachkonflikt, Beziehungskonflikt, Interessenkonflikt, Strukturkonflikt, Wertekonflikt)
  3. Standpunkt einnehmen- sich trauen „nein“ zu sagen, ein Bewusstsein für die eigene Meinung entwickeln, um im Anschluss argumentieren zu können
  4. Argumentieren können- sich Zeit nehmen, um seine Wahrnehmungen und Gedanken in Worte zu formulieren, positive „Ich-Botschaften“ zur Deeskalation anwenden
  5. Aktives Zuhören- Richtig dem Gegenüber zuhören, um so gut wie möglich zu verstehen, paraphrasieren, um festzustellen, ob man alles richtig verstanden hat, sich in sein Gegenüber hineinversetzen können
  6. Fehler zugeben können- das eigene Verhalten reflektieren, eigenes Fehlverhalten erkennen und ansprechen zu können
  7. Wählen der passenden Streitform- siehe unterschiedliche Streitformen.

Welche Streitformen gibt es eigentlich?

  1. „Ich warte ab und flüchte“
    Dabei werden die Interessen aller Beteiligten eher als gering eingeschätzt
  2. „Ich kämpfe und siege“
    Die eigenen Interessen und Bedürfnisse werden als sehr hoch, die der anderen hingegen als eher weniger bedeutend erachtet
  3. „Ich unterwerfe mich lieber“
    Die Interessen der anderen werden als hoch angesehen und die eigenen hingegen als niedriger betrachtet
  4. „Ich schließe einen Kompromiss“
    Die Interessen und Bedürfnisse aller Beteiligten werden als gleichwichtig betrachtet
  5. „Ich finde einen Konsens mit meinem Gegenüber“
    Die Interessen aller Beteiligten werden als wichtig erachtet, jedoch werden im Gegensatz zur Kompromissfindung, gemeinsam Ideen entwickelt womit alle Beteiligten einverstanden sind.

Schlussendlich wird sichtbar, dass eine Kompetenz für Konflikte sehr vielseitig ist. Voraussetzung ist außerdem eine wertschätzende Haltung, gekoppelt mit einer gehörigen Prise Sozialkompetenz. In alltäglichen Begegnungen mit den Kindern, mit Kollegen oder im privaten Umfeld, könnt ihr üben und anschließend in die Reflexion gehen.

Anlässe für Konflikte

  1. Aushandeln um Sachen (meins oder deins)
  2. Kinder müssen oft erst lernen „Mein“ und „Dein“ zu unterscheiden. Sie meinen oft: Womit sie spielen, gehört ihnen. Was andere haben, sollte auch ihnen gehören. Eigentum wird vehement verteidigt
  3. Eroberung des eigenen Reviers
  4. Der eigene Bereich wird verteidigt oder es wird versucht das Gebiet des anderen zu erobern
  5. Um Aufmerksamkeit und Anerkennung von Erwachsenen oder Spielpartnern und Freunden zu erlangen
  6. Aufgestauter Ärger wird am nächst Besten ausgelassen, meist weil das Kind auf sich selbst, auf andere oder auf etwas sauer ist
  7. Sich selbst groß und stark fühlen
  8. Besonders, wenn es um Streit zwischen größeren und kleineren Kindern geht, kommt es oft vor, dass sich das „Größere“ durch den Streit „aufbaut“ – auf Kosten des Kleineren
  9. Um Regeln einbringen zu können (das darfst du nicht, du musst aber…), eigene (Spiel-)Ideen oder Erklärungen vorzuschlagen und mit anderen Kindern abzugleichen oder um deren Bedeutung zu ringen
  10. Rollen und Rechte aushandeln, seine Positionen suchen, Rangfolgen bestimmen (…da sitze ich…)
  11. Aus Versehen, Langeweile oder mit Absicht Konflikte provozieren (…wir haben doch nur Spaß gemacht…; …endlich ist was los…)

Konflikte von Kindern begleiten

Vorrangig möchte ich erwähnen, dass Fachwissen, so wie die tägliche Praxiserfahrung differenziert in der Umsetzung zu betrachten und anzuwenden ist. Beispielsweise gestaltet sich die Konfliktbegleitung zwischen Kleinkindern ganz anders als die zwischen Kindergartenkindern, Schulkindern, Jugendlichen oder Erwachsenen. Noch individueller betrachtet, richtet sich die Konfliktbegleitung nicht nur nach dem Alter eines Menschen, sondern bringt viel mehr entscheidende Faktoren mit sich. Einige Beispiele möchte ich hier noch einmal kurz erläutern, welche wir bereits gemeinsam in der Teamsitzung besprochen haben.

Die Frage nach dem
„wen habe ich vor mir?“
„wie ist meine Beziehung zu meinem Gegenüber?“
„was weis ich über die Konfliktkultur zuhause?“
„was habe ich beobachtet?“
„wie geht es mir selbst?“
„welche Ressourcen kann ich erkennen oder vermitteln?“
„wie steht es um meine eigenen Ressourcen?“
„habe ich den passenden Rahmen?“
„würde sich ein anderer Raum besser eignen?“
„lohnt es überhaupt gerade zu sprechen, oder sollte ich den Emotionen zunächst Raum geben und erst wenn sich die Gemüter beruhigt haben, Fragen stellen?“
„kann ich offene Fragen formulieren?“

Fundiertes Fachwissen und Praxiserfahrung zu kindlichem Konfliktverhalten, sowie zur qualitativen Begleitung, verleiht eine entsprechende Sicherheit und Ruhe. Das überträgt sich unweigerlich auf die Kinder.

Durch Konfrontationen lernen Kinder andere Sichtweisen kennen und erfahren prosoziales Verhalten. Soziale Werte werden Ihnen dadurch ebenso mit auf den Weg gegeben. Kinder haben die unterschiedlichsten Gründe miteinander zu streiten. Damit der Pädagoge sein Handeln passend ausrichten kann, muss er zunächst die Streitursache erkennen. Schaut auch genau hin, ob Ihr überhaupt eingreifen müsst. Beobachtet gut, ob es tatsächlich immer die Grenzen der anderen sind, die augenscheinlich übergangen werden oder ob es sich vielleicht um Eure eigenen handelt. Wenn Ihr das unterscheiden könnt, seid Ihr gut im Selbstreflektieren und könnt das dann auch den Kindern gegenüber so formulieren.

Beispielsweise „Ich muss mich jetzt einmischen, weil ich merke, dass meine Grenze überschritten ist, wenn ich sehe, wie fest Du ihr an den Haaren ziehst.“

Oder „Ich beobachte Euch beide jetzt seit 5 Minuten und immer wieder stelle ich fest, dass Du an ihm vorbeiläufst und seinen Turm umschubst, obwohl er gerade so vertieft in seinem Spiel ist. Er kann es auch gerade nicht äußern, aber schau mal seine Unterlippe schiebt er ganz weit vor und seine Augen sind ganz glasig. Ich würde Dich bitten, dass Du Dir einen eigenen Turm baust, den kannst Du dann jederzeit einstürzen lassen, umschubsen, wie Dir beliebt, aber hier sage ich jetzt stopp.

Was können denn Motive für Konflikte unter Kindern sein?

1.          Ein unterbrochenes Spiel

2.          Neugierde/Exploration

3.          Bedürfnisse

4.          Besitz

5.          Hierarchie

6.          Eifersucht

7.          Verletzungen psychisch als auch physisch

8.          Interessenskonflikte

9.          Nähe/Distanz Begegnungen

10.        Missachtete Grenzen

11.        Missverständnisse

12.        In der Fremdbetreuung-Veränderung der Gruppendynamik

13.        Überforderung

Ein paar Beispiele zur Unterstützung in Konfliktsituationen

Je jünger die Kinder sind und sich sprachlich noch nicht so gut ausdrücken können, umso wichtiger ist ihnen eine Sprache zu geben und vorhandene Probleme beim Namen zu nennen. Wenn ich euch so zuhöre, merke ich, dass es wirklich nicht so einfach ist einen Zoo und einen Bauernhof zu bauen, wenn nur eine Kuh und ein Pferd da sind. Das ist ein Problem, das wir lösen können.“

Streit ernst nehmen und aufgreifen. „Ich glaube es gibt da ein Problem, denn ihr streitet miteinander und habt aufgehört zu spielen.“

Kinder in ihren aufgebrachten Gefühlen einmal annehmen und unterstützen bzw. trösten.

Jedem Kind zuhören „Mich würde interessieren, wie du das siehst…und dann der andere“. Hört Euch dabei immer alle Seiten an.

Ergreift nicht Partei, sondern teilt den Kindern mit, dass Ihr versucht zu verstehen, worum es ihnen geht.

Wenn Ihr von Kindern zu Hilfe gebeten werdet, erkundigt Euch vorerst, was die Kinder von Euch erwarten, was Ihr tun sollt, wie Ihr helfen könntet.

Überlegt gemeinsam mit den Kindern, welche Alternativen es gibt. Fragt die Kinder, was sie schon ausprobiert haben und welche Ideen sie haben, wie das Problem gelöst werden könnte. Wenn die Kinder selbst noch keine Lösung finden, können 3 bis 4 Lösungen von den Erwachsenen vorgeschlagen werden. Vor allem bei Jugendlichen, sollte man aber mit Vorschlägen abwarten und die eigenen Lösungen eher anregen z.B. indem man sie aufmerksam macht, wo es denn schon mal gut geklappt hat etc.

Gemeinsam die momentan beste Lösung auswählen und die Umsetzung besprechen. Auch hier solltet Ihr die betroffenen Kinder fragen, ob sie mit dieser Lösung einverstanden sind. Ihr Einverständnis kann sich natürlich insoweit abgeholt werden, so lange der Rahmen eine Wahlmöglichkeit zulässt.

Sich freuen, wenn es geklappt hat und den Kindern spiegeln, dass sie Probleme lösen können. Das kann sie bestärken.

Bewährt sich die Lösung nicht, solltet Ihr Euch nochmals zusammensetzen und weiter überlegen, welche Möglichkeiten es noch gibt. Oft entlasten diese Gedankenpausen schon die Situation.

Vorbildwirkung: Eltern sind Vorbilder ihrer Kinder. Wie gehen sie selbst mit Konflikten um? Werden diese angesprochen oder „totgeschwiegen“? Welche Streitkultur haben wir innerhalb der Familie? Wieviel Raum gibt es zur Konfliktbewältigung? Wie wichtig nehmen wir selbst unsere Bedürfnisse und Wünsche? Was können sich unsere Kinder zu diesem Thema von uns abschauen?

Streiten will gelernt sein. Eltern sollten und können nicht jeden Streit verhindern. Ein Kind, das nicht streitet, lernt nicht, sich durchzusetzen und nach fairen Regeln zu handeln. Streit und Wettstreit sind Elemente der Entwicklung. Sie dienen dazu, die eigenen Kräfte und Möglichkeiten einzuschätzen.

Diese Vorgangsweisen sind in einfacher Form schon bei Kleinkindern möglich, müssen aber nicht immer gemacht werden. Langfristig helfen sie jedoch den Kindern in der Entwicklung von Eigenständigkeit und Konfliktfähigkeit und entlasten so auch die Eltern.

Kinder sollen lernen, Konflikte auszutragen, sich durchzusetzen und nachzugeben. Konflikte gehören zum Alltag und sind eine Möglichkeit, die eigenen Grenzen und die Grenzen anderer kennen und respektieren zu lernen.

Quellenangaben:
Eltern-Bildung

Hörbuch Aggression

Hörbuch Dein kompetentes Kind

Hörbuch Nein aus Liebe

FamilyLab Konflikte zwischen Kindern

Jesper Juul Sensibel

Objektpermanenz

Jean Piaget war ein Schweizer Biologe und Pionier der kognitiven Entwicklungspsychologie, sowie Begründer der genetischen Epistemologie. Piaget definierte kognitive Entwicklung als eine Veränderung in Erkenntnisprozessen und des Wissens der Wahrnehmung und des Denkens, Vorstellungskraft und der Problemlösefähigkeit. Ein Bestandteil der kognitiven Entwicklung nach Jean Piaget, ist die sogenannte Objektpermanenz/Personenpermanenz. Sie beschreibt die kognitive Fähigkeit zu wissen, dass ein Objekt oder eine Person auch dann weiterhin existiert, wenn es oder sie sich außerhalb des Wahrnehmungsfeldes eines Kindes befindet.

Wie entwickelt sich die Objekt- oder Personenpermanenz und was hat sie für einen Einfluss auf Kleinkinder und ihre Entwicklung?

Orientiert man sich am Ansatz von Piaget, ist das Wissen um das Weiterexistieren von Gegenständen oder Personen, welche aus dem Sichtfeld verschwinden, nicht angeboren. Diese Fähigkeit wird im Laufe des Lebens eines Kindes im sogenannten sensomotorischen Stadium, dem ersten Entwicklungsstadium, in der Regel zwischen 0 und 2 Jahren erworben.

Wird beispielsweise ein Gegenstand vor den Augen eines Kleinkindes durch einen Sichtschutz verdeckt, scheint dieser Gegenstand für das Kind förmlich zu verschwinden. Zwischen dem 8. und 12. Monat – im ersten Entwicklungsstadium – führt das Verschwinden noch zu sogenannten „A- nicht B-Suchfehlern“. Die Aneignung der Objektpermanenz, stellt einen entscheidenden Meilenstein für ein Kleinkind dar. Am Ende der sensumotorischen Entwicklung begreifen Kinder tatsächlich, das der Gegenstand oder die Person noch weiter existiert, auch wenn er/sie für das Kind nicht mehr sichtbar ist.

Ich empfehle die Seite www.lexikon.stangl.eu für die, die tiefer in 6 Entwicklungsstufen nach Piaget eintauchen möchten. Die Stufen werden mit Angabe der etwaigen Altersstufe des Kindes beschrieben. Hier möchte ich persönlich anmerken, dass solche Tabellen wie alle anderen auch, reine Richtwerte abbilden. Kein Mensch entwickelt sich in jedem Bereich im selben Tempo.

Wie beeinflusst die Objektpermanenz ein Kind

Auf Ebene der intellektuellen und emotionalen Entwicklung, lernen die Kinder bereits im Säuglingsalter, ihre Eltern und engsten Bezugspersonen kennen. Sie bauen eine Beziehung zu ihnen auf und dadurch festigt sich die Bindung.

Gerade weil sich diese Bindung festigt, können Kinder Angst bekommen, wenn fremde Menschen auftauchen, oder wenn sie von ihren Eltern und Bezugspersonen getrennt werden. In der Regel beginnen diese Ängste ca. mit dem 8. Lebensmonat, den Eltern oft als „Fremdelphase“ bekannt. Noch intensiver werden diese Ängste zwischen dem 10. und 18. Lebensmonat durchlebt. Besonders wenn Kinder nicht in ihrem gewohnten Umfeld sind und dann noch von einem Elternteil getrennt werden mischen sich zur Angst noch Unsicherheit, vielleicht ein Gefühl von Bedrohung. Diese Emotionen sind ein normaler Bestandteil der kindlichen Entwicklung.

Wenn Kinder beispielsweise weinen, wenn ein Elternteil den Raum verlässt, hat das weniger etwas damit zu tun, dass das Kind zu lange zuhause war oder gar verwöhnt ist. Dieses Verhalten bildet viel mehr ab, dass die Kinder zu ihren Bezugspersonen eine Beziehung und Bindung aufgebaut haben. Das kann als etwas Positives betrachtet werden.

Mit dem Focus auf der Objektpermanenz bei der Auseinandersetzung mit Kindern in Fremdbetreuung wird sehr bewusst, dass sie ganz anderen Herausforderungen – teilweise auch Überforderungen – gegenüber stehen während wir Erwachsenen diese Situationen als völlig normal wahrnehmen und es als etwas betrachten, was dazu gehört.

Die meisten Kinder erleben ihre Eingewöhnung voraussichtlich im ersten Entwicklungsstadium nach Piaget. Vermutlich sind sie gerade dabei Objektpermanenz zu entwickeln, wenn die erste Trennung von den Eltern erlebt wird. Daher ist es so wichtig, dass wir Erwachsene dem Kind die geäußerten Gefühle zugestehen, es nicht mit irgend etwas ablenken oder mit Animation die Angst des Kindes überspielen.

Natürlich fühlt es sich schrecklich für die Eltern an, wenn ihr Kind bei der Trennung weint, brüllt und tobt. Der Titel „Schreikind“ ist in so einem Fall nicht gerecht, denn es erlebt schlicht und ergreifend Angst! Wie wir gelernt haben, weiß es nicht, dass die Eltern wieder kommen. Wichtig ist, dass die Eltern ihrem Kind sagen, dass sie wieder kommen und sich nicht heimlich davon stehlen um den Tränen zu entgehen, auch wenn das dem Kind bei den ersten Trennungen die Angst nicht nimmt. Wichtig ist jedoch der Lernprozess, der im ersten Fall nur aufgeschoben ist. Die emotionale Instabilität und deren Bewältigung sind wichtig, da sie auch durch das Weinen eines anderen Kindes, dem sensiblen Wort „Papa“ oder „Mama“, einem Foto der Eltern oder einem Konflikt ausgelöst werden können.

Spielerisch in den Alltag integriert, könnt Ihr als Eltern z.B. „Kuck-Kuck“ mit den Kindern spielen. Dadurch sehen sie, dass Ihr mit Eurem Gesicht zwar hinter Euren Händen verschwunden seid, aber im nächsten Moment wieder auftaucht, wenn Eure Hände zur Seite weichen.

Für das selbstständige Spiel eignen sich Gefäße mit verschiedenen Öffnungen und den dazu passenden Gegenständen.

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Auch Dosen mit einem abnehmbaren Deckel, in welchen die Kinder Gegenstände fallen lassen können. Im ersten Moment ist das Objekt verschwunden und beim Öffnen des Deckels wieder sichtbar.

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Manchmal fehlt noch etwas für unser Frühstück in der Krippe. Wenn ich beispielsweise sage, dass ich noch eine Banane aus der Küche hole, reagieren die Kinder unterschiedlich. Manche, die noch nicht so lange bei uns sind, weinen oder wirken plötzlich unsicher, andere, die schon etwas älter und länger bei uns sind, kennen diesen Vorgang und haben die Sicherheit, dass ich wieder zurückkomme. Mit der Banane in der Hand.

Wenn Ihr mehrere Kinder habt und eines beispielsweise gerade gewickelt werden muss, das andere Eure Abwesenheit noch nicht verkraften und deuten kann, weil die Objektpermanenz noch in der Entwicklung ist, könntet Ihr entweder den Wickelort in die Nähe des Geschwisterkindes verlegen oder aus dem anderen Raum eurem anderen ab und an etwas zurufen, damit es Eure Stimme hört. Die Türe lasst Ihr dabei geöffnet, weil auch das schon etwas mehr Nähe schaffen kann und euer Kind lernt, dass Ihr noch da seid, obwohl ihr aus dem Sichtfeld verschwunden seid. Oder Ihr nehmt das Geschwisterkind mit zum Wickelort.

Alle Optionen hängen jedoch von Eurer persönlichen Bereitschaft, Eurem Verständnis und Eurem Improvisationsgeschick ab 😊 und natürlich vom Rahmen, welchen Ihr zuhause möglich machen könnt.

Was den Kindern auf mentaler und emotionaler Ebene eine Stütze sein kann ist, ihnen beispielsweise eine Trennung anzukündigen, statt sie plötzlich eintreten zu lassen.

Rituale und Strukturen geben Kindern Halt und Sicherheit, daher legt gleichbleibende Abläufe vor einer Trennung fest.

Ich hoffe ich konnte Euch einen kleinen Einblick in diese umfassende Thematik geben. Wenn Ihr Lust habt, seht euch das Video an oder stöbert in meinen Quellenangaben. Grüße, Nadja

Quellenangaben     

http://wikipedia.org

www.lexikon.stangl.eu

www.lern-psychologie.de/kognitiv/piaget.htm

Video Objektpermanenz

Ich komme hoch hinauf

Erfahrungen der Krippenkinder in der Turnhalle

Damit die Krippenkinder die Turnhalle im Hortbereich nutzen können habe ich mir im Vorfeld über die Gruppeneinteilung Gedanken gemacht. Ich habe eine Kleingruppe zusammengestellt, die in ihrem Alter, ihren Interessen, Bedürfnissen und in ihrer
Entwicklung weitestgehend ähnlich und homogen sind. Dies bietet sich insbesondere aus dem Grund an, dass ich die Kinder bei den nächsten Turnhallenbesuchen an der Stelle abholen kann, an der sie sich aus entwicklungspsychologischer Sicht befinden. Im weiteren Verlauf kann ich meine nächsten angebotenen Einheiten gezielt nach Interessen und dem jeweiligen Entwicklungsstand der Kinder aufbauen und vertiefen.

Grundsätzlich gilt, dass das Kind in der Turnhalle das Angebot frei nutzen und selbständig begreifen kann und somit unabhängig in seinem Handeln ist. Dabei nehme ich als Pädagoge eine zurückhaltende Position ein, in der ich den Kindern aber signalisiere, dass ich sie wahrnehme, sehe und wenn nötig, auch begleite. So habe ich mich, den Kindern zugewandt, an den Rand gesetzt. Voller Freude haben die Kinder erst einmal die Räumlichkeiten betrachtet – denn einige von ihnen waren das erste Mal in der Turnhalle –
sind durch den Raum gerannt, von Matte zu Matte gesprungen oder haben mit dem Ball oder den Stoffwürfeln gespielt, die in der Turnhalle zur Verfügung standen.

Nach einiger Zeit hat ein Kind die Kletterwand entdeckt und versucht daran hoch zu klettern. Nach und nach kamen weitere Kinder dazu und probierten dies ebenfalls. Dies zeigt deutlich, dass Kinder von sich aus Herausforderungen suchen und sich selbständig Ziele setzen, ohne dass ich als Pädagoge etwas gezielt anbieten oder das Kind dazu auffordern muss. So haben sich die Kinder zur Aufgabe gemacht die Wände zu erklimmen, haben sich eigene Ziele und Grenzen gesetzt – und das ohne Druck von mir und in ihren eigenen Tempo.

Ein Kind schaffte es nach kurzer Zeit in die Höhe zu klettern, dafür ist einiges an Kraftaufwand, Koordination und Geschicklichkeit notwendig. Das Kind muss schauen in welcher Art es mit seinen Füßen auftreten und diese abdrücken muss. Mit den Fingern muss ausprobiert werden, wie der Klettergriff zu greifen ist, damit es nicht abrutscht. Eine Leistung, die dem ganzen Körper Anstrengung abverlangt!

Klettern schult spielerisch motorische Fähig- und Fertigkeiten und trainiert zudem viele Körperpartien und Muskelgruppen. Klettern verbessert die Kontrolle des Körperschwerpunktes und kann unterstützend zu einer gesunden und aufrechten Körperhaltung beitragen. Das Kind lernt außerdem sein Gleichgewicht halten zu müssen. Doch auch die kognitiven Fähigkeiten werden geschult – wie? – darauf gehe ich nachfolgend ein.

Ein Kind staunte, dass das andere Kind so hoch gekommen ist – und wollte dies ebenfalls schaffen. Es wandte sich hilfesuchend an mich und signalisierte mir, dass es von mir hochgehoben werden wollte. Um die Selbstwirksamkeit des Kindes nicht zu beeinträchtigen, bringen wir grundsätzlich die Kinder nie in eine Position, welche sie noch nicht von alleine erreichen können. „Jetzt schaffst du es vielleicht noch nicht, doch eines Tages wirst du es von ganz alleine schaffen.“ – nach dieser Aussage war der Ehrgeiz des Kindes umso mehr geweckt! Es schaute die Kletterwand hoch, durch den Raum und überlegte wie es die
Kletterwand erklimmen konnte. An dieser Stelle werden kognitive Fähigkeiten geschult, denn das Kind sucht nach einer Alternative, einem Weg nach oben zu gelangen, Kreativität und Problemlösefähigkeit werden hier gefördert. Auch wird das eigene Risikobewusstsein angesprochen und das Einschätzen der eigenen Fähigkeiten verbessert und geschult.

Das Kind kam auf eine tolle Idee: es holte einen Stoffwürfel um sich ein Podest zu bauen um leichter an die höher gelegenen Griffe zu kommen. Schnell stellte es fest, dass der Stoffwürfel zu klein war. Das Kind machte sich sofort auf die Suche nach einem größeren Stoffwürfel – und siehe da – es klappte! Das Kind stand auf dem Stoffwürfel und erreichte so höher gelegene Griffe – das Klettern konnte beginnen! Durch dieses Erfolgserlebnis machte das Kind positive Lernerfahrungen. Das Gefühl, es selbst geschafft zu haben – eine ganz wichtige und wertvolle Erfahrung. Das Kind lernt außerdem, dass sich Geduld und
Ausdauer lohnt.

Im weiteren Verlauf halfen alle Kinder mit, holten Stoffwürfel, überlegten gemeinsam wie sie nach oben kommen können und freuten sich jeweils für das Kind, welches es geschafft hatte sein eigen gesetztes Ziel zu erreichen. Aus einzelnen Zielsetzungen ist eine Gruppenzielsetzung entstanden. Die Kinder haben sich an diesem Tag ihr eigenes Thema in der Turnhalle gesucht und auch gefunden. Das zeigt noch einmal ganz deutlich, dass wir als Pädagogen keine „Bewegungsstunde“ Schritt für Schritt bis ins kleinste Detail planen müssen. Das schöne ist, dass man am Anfang nie weiß was am Ende herauskommen wird – dies bestimmt jedes einzelne Kind für sich ganz alleine.

Daisy Rösner

Experteninterview im Rahmen der Erzieherausbildung

Julia machte ihre Ausbildung zur Erzieherin. Im Rahmen der Erzieherausbildung „OptiPrax“ sollte sie ein Experteninterview führen. Sie suchte nach geeigneten Einrichtungen und findet eine mit einem Schwimmbad. Da sie selbst gerne schwimmt und bereits junge Menschen im Wasser trainiert fragt sie bei der Aqua Kita nach und wir vereinbaren einen Termin.

Das Interview ist großartig vorbereitet. Wir tauschen viele Informationen aus und haben einiges zu lachen. Nachhaltig hat Julia uns beeindruckt und so fragte ich, ob wir das Interview nicht im Rahmen unseres Blogs veröffentlichen können. Es wäre eine Möglichkeit viele Fragen von interessierten Familien kompakt zu beantworten und vielleicht auch Orientierung bei der Berufswahl zu bieten. Trotz Prüfungsstress bereitete Julia nicht nur das Referat für die GGSD vor, sondern schrieb auch noch den Beitrag.

Ihren Beitrag „Was macht eigentlich eine Aqua-Kita“ für die Schule findet ihr auf der Seite der GGSD.

Nun folgt Julias Beitrag:

Ich werde Erzieherin – Mein Weg zum Experteninterview
Hallo liebe Leserinnen und Leser, ich möchte mich kurz vorstellen.
Mein Name ist Julia, ich bin 22 Jahre alt. Meinen Krippeneltern hier in der Aqua – Kita bin ich mittlerweile als Erzieherin bekannt. Vor noch nicht allzu langer Zeit, besuchte ich die Fachakademie in Nürnberg Langwasser. Ich absolviere dort die Ausbildung zur Erzieherin. Dadurch, dass ich mein Abitur im Jahr 2018 bestand, hatte ich die Möglichkeit meine Erzieherausbildung im Rahmen des OptiPrax – Modellversuchs, im September 2018 zu starten und somit war ich meinem Traum, Erzieherin zu werden, ein Stück näher.

Vielleicht fragt ihr euch nun, was OptiPrax überhaupt bedeutet und warum ich mit einem Abitur eine Erzieherausbildung startete und wieso dieser Beitrag hier auf der Aqua – Kita Seite steht. Wenn ihr Lust habt, mehr über mich, meine Ausbildung, meine Schule und über das Interview, das ich mit Susanne Fischer und der Einrichtungsleitung geführt habe, zu erfahren, dann klickt euch doch einfach mal durch! Ich würde mich freuen!

Was könnt ihr euch unter dem Begriff „OptiPrax“ vorstellen?

Wie ihr vielleicht wisst, fehlen uns sehr viele Erzieher in ganz Bayern und auch in den anderen Bundesländern sieht es teilweise nicht besser aus. Deshalb startete Bayern mit dem Schuljahr 2016/2017 den Modellversuch OptiPrax. Dies bedeutet nichts anderes als eine Erzieherausbildung mit optimierten Praxisphasen. Das Kultusministerium versuchte damit eine neue Möglichkeit zu erschaffen, den Beruf des Erziehers durch mehrere Komponenten attraktiver zu gestalten, um damit auch andere Bewerbergruppen zum Beispiel Männern, Fach- / Abiturienten oder Quereinsteiger für die Ausbildung zu gewinnen. Der Unterschied zur bisherigen Ausbildung ist zum einen, dass die Dauer der Ausbildungszeit verkürzt wird und zum anderen, dass die Auszubildenden, während der ganzen Zeit, Ausbildungsgehalt erhalten. Das Besondere ist weiterhin, dass man sich vor dem Start einen Träger suchen muss, der die Beschäftigung und Bezahlung über die komplette Ausbildungszeit übernimmt. Auch soll im Rahmen von OptiPrax, die Praxis in die theoretische Ausbildung integriert werden, was heißt, dass sehr viel Wert auf die Praxisphasen in den Einrichtungen gelegt wird. Die Dauer der Ausbildung hängt nun davon ab, welcher Schulabschluss vorhanden ist, oder was man davor gearbeitet hat. Diese Ausbildungsvariante OptiPrax soll die bestehende Ausbildungsart nicht ersetzen, sondern neben der bestehenden integriert sein und andere Bewerbergruppen ansprechen.

Wieso habe ich mich trotz eines Abiturs für die Erzieherausbildung entschieden?

Im Kindergarten sagte ich vor circa 16 Jahren zu meiner damaligen Erzieherin: „Wenn ich groß bin, möchte ich so sein wie Du!“ Meine Mama erzählt mir oft, dass ich sie damals sehr bewundert habe, mich großartig um meine jüngere Schwester kümmerte und gerne mit den jüngeren Kindern aus meiner Nachbarschaft spielte. Als ich älter wurde, trat ich meinem Schwimmverein bei, indem ich mittlerweile nicht nur Jugendtrainerin, sondern auch Ju-gendleiterin der Ortsgruppe bin. Ich absolvierte meine Praktika am Gymnasium in meinem altem Kindergarten. In der zehnten Klasse merkte ich: Ich will unbedingt Erzieherin werden!
Bei Äußerung meines Berufswunsches bekam ich oft zu hören: „Warum Erzieherin? Du wirst ein Abitur machen, da kannst du so viel anderes erreichen!“ oder „Bist du dir wirklich sicher? Dann müsstest du doch das Abitur gar nicht machen und hättest dich nicht durch das Gymnasium quälen müssen!“ Diese Aussagen trafen mich damals sehr. Denn ich hatte keinen größeren Wunsch, als nach meinem Abitur als Erzieherin mit Kindern zu arbeiten.
Doch vor mir lag damals noch die Oberstufe des Gymnasiums. Für mich war klar, dass ich das Abitur auf jeden Fall beenden würde. In der 11. Klasse (2016/ 2017) sollten wir im Rahmen des Projektseminares unseren Berufswunsch vorstellen. Natürlich griff ich zum Berufsfeld Erzieher. Bei meinen Recherchen stieß ich wohl auf die Ablösung des Gedanken: „Würde ich wohl mein Abitur verschwenden, wenn ich Erzieherin werde?“ Ich fand heraus, dass der Modellversuch OptiPrax im September 2016 startete und, dass Bewerber mit Abitur die Erzieherausbildung in drei Jahren und mit Ausbildungsgehalt absolvieren können. Von da an war klar: Ich werde Erzieherin!
Denn was gibt es Schöneres seinen Traumberuf erlernen zu dürfen und Anerkennung für sein Abitur zu bekommen? – Für mich nichts! Bei mir hat das Kultusministerium in Bayern das erreicht, was es wollte: Andere Bewerbergruppen ansprechen.

Wahl der Schule und meine Ausbildungszeit

Noch während der Vorbereitung meiner Präsentation in der 11. Klasse, erkundigte ich mich nach Schulen, die die OptiPrax Variante 2 (für Schüler mit Fachabitur oder Abitur), anbieten würden. Dabei stieß ich auf die Fachakademie in der Zollhausstraße, die ich ab September 2018, in meinem dritten und letzten Ausbildungsjahr, besuchte. Beworben hatte ich mich recht spät, im Dezember 2017. Jedoch konnte ich in einem Bewerbungsgespräch mit unserer stellvertretenden Schulleiterin von mir überzeugen. Anschließend musste ich mich um einen Träger kümmern, der mich für drei Jahre aufnahm. Hier fand ich einen, bei dem ich die Möglichkeit hatte in den Bereichen Krippe, Kindergarten und Hort einen Einblick zu bekommen. Ich verbrachte dort drei sehr schöne und lehrende Ausbildungsjahre! Nachdem ich die Zusage des Trägers hatte, bekam ich den Schulplatz zugeschrieben und musste „nur“ noch mein Abitur schaffen. Mit Erhalt des Abiturs im Juni 2018 war es sicher: Ich wer-de Erzieherin!
Im September 2018 startete die Ausbildung. Nun stand ich nach drei Jahren kurz vor den Abschlussprüfungen und eines kann ich euch sagen: Auch wenn die dreijährige Ausbildung, dadurch dass sie verkürzt ist, nicht immer ganz einfach ist und ich immer schauen musste Schule, Arbeit und das Privatleben unter einen Hut zu bekommen, habe ich es in diesen drei Jahren kein einziges Mal bereut, diesen Weg, an dieser Schule, bei meinem Träger, gewählt zu haben.
An der Fachakademie wurde ich immer unterstützt und die Lehrer und auch die Schulleitung sind immer für einen da, wenn man sie braucht. In den Fächern wird meist möglichst praxisorientiert gearbeitet. Hierdurch haben wir in den letzten Jahren viel gelernt. Nun stehe ich, wie viele andere, gerade vor einem großen und bedeutendem Wendepunkt in meinem Leben. Ende August 2021 ist es soweit: Ich bin ausgelernte Erzieherin!

Das Experteninterview

Im Rahmen unseres Faches an der Fachakademie, Praxis- und Methodenlehre mit Ge-sprächsführung (PMG), stellten uns unsere zwei Lehrkräfte die Aufgabe:
„Für den praktischen Leistungsnachweis im Fach PMG ist es Ihre Aufgabe ein Interview mit einem/einer Expertin zu planen, vorzubereiten, durchzuführen und zu dokumentieren. Ziel des Interviews ist es, ein Arbeitsfeld für Erzieher*innen vorzustellen, das Sie bisher während Ihrer Ausbildung noch nicht praktisch kennengelernt haben, (…). Dafür befragen Sie einen/eine Expert*in.“
Als ich diesen Auftrag bekam, kreisten mir viele Fragen durch den Kopf: „Hilfe! Wie führt man denn ein Interview?“, „Welche Einrichtung nehme ich denn?“, „Wie geht das alles?“.
Doch ein paar Tage später hatte ich eine Idee.
In der letzten Zeit beschäftigte mich die Frage, wie es ab September weitergehen soll sehr und somit suchte ich nach Einrichtungen, die mich interessieren und dabei stieß ich auf die Aqua – Kita in Mögeldorf. Der ausschlaggebende Punkt, dass ich mir die Einrichtung einmal genauer anschaute, war der Name „Aqua – Kita“ und das Bild von einem Schwimmbad im Keller der Einrichtung. Dies freute mich sehr, da ich selbst Kindertrainerin bin und liebend gerne schwimme.
Mir schoss es durch den Kopf: „Cool! Vielleicht hat jemand aus der Aqua Kita Zeit und Lust mit mir ein Interview zu führen!“
Ich informierte mich also als erstes über die Internetseite, anschließend kontaktierte ich die Einrichtung, las die sich im Internet befindliche Konzeption durch, erstellte daraufhin mit den fehlenden, für mich wichtigen Fragen, den Interviewbogen und führte das Interview dann tatsächlich auch persönlich am 04.02.2021 und gleich mit der Einrichtungsleitung und der Geschäftsführung durch.
Ich entwarf und plante das Interview als strukturiertes Interview. Da wir uns auf Anhieb sehr gut verstanden und sofort ein Gespräch hatten, ließ ich mich „treiben“, hörte gespannt zu und stellte immer wieder ein paar geplante Fragen. Hauptsächlich fragte ich aber das, was sich aus dem Gespräch ergab und was mich interessierte. Somit wurde mein strukturiertes Interview zu einem semistrukturierten Interview. Ich entwickelte einen Leitfaden, jedoch habe ich nicht der Reihe nach die Fragen abgearbeitet, sondern aus Interesse gefragt und frei erzählen lassen. Zum Schluss stellte ich die Fragen, die mir noch fehlten und die ich als wichtig empfand. Dies fand ich als passend und habe es als eine schöne und angenehme Atmosphäre empfunden. Ich lernte viel daraus und ich entdeckte eine neue, sehr interessante Einrichtung für mich.
Die Vorstellung dieser Einrichtung, vor meiner Klasse, stellte für mich eine Win – Win Situation dar. Ich stelle eine neue Einrichtung vor, in der ich noch nicht gearbeitet habe und die auch nicht sehr verbreitet ist und gleichzeitig lerne ich die Einrichtung selbst kennen und weiß dann, ob ich mir vorstellen könnte dort zu arbeiten.
Für mich war das alles sehr aufregend, da ich noch nie ein Interview führte und auch noch nie eins erstellte. Ich wusste nicht worauf ich achten muss, wie viele Fragen es ungefähr sein sollten und wie ich überhaupt anfangen sollte. Aber zwei Dinge wusste ich ganz genau: Ich freute mich riesig auf die Möglichkeit, eine so tolle Einrichtung kennenzulernen und was ich von den beiden wissen wollte, wusste ich sowieso, da es mich sehr interessierte. Ich dachte mir: „Okay! Ich habe mich vorbereitet. Ich weiß was ich will und somit kann nichts mehr schief gehen!“
Und ich kann euch sagen, es ist auch nichts schief gegangen! Von Susanne und Gisela erhielt ich anschließend die Rückmeldung, dass ich es sehr gut gemacht habe und ich stolz auf mein erstes Interview sein kann.
Ich habe durch das Interview und dadurch, dass ich ein wirklich schönes und langes Gespräch mit Susanne und Gisela hatte, sehr viel über die Einrichtung herausfinden können. Ich stehe gerade vor einer großen Entscheidung, wie es im September weiter geht und somit konnte ich mich informieren. Ich konnte durch das Interview viel mehr erfahren, als wenn ich mich nur im Internet erkundigte.
Auch die Vorstellung in der Klasse war sehr angenehm, ich bekam positive Rückmeldung meiner Mitschüler und meiner PMG – Lehrkräfte. Diese Erfahrung, es durchführen zu können, das tolle Gespräch mit Susanne und Gisela und die Erinnerungen daran, werde ich so schnell nicht vergessen.
Wenn ihr mehr über mein Interview wissen wollt, dann findet ihr hier meinen Fragebogen und die Antworten von Susanne und Gisela.

Schlusswort

Anfang März bekam ich von Susanne eine E–Mail, ob ich mir vorstellen könnte, einen Beitrag, über mich und über das Interview, auf dem Aqua Kita Blog zu veröffentlichen. Ich war im ersten Moment überfordert, doch nach und nach war ich einfach überwältigt und mir ist gekommen: „Wow! Ist das eine große Anerkennung!“ Ich stimmte dieser großen Herausforderung zu.
Ich freue mich sehr, dass ich von Susanne und dem Team der Aqua Kita, die Möglichkeit bekomme, mit meiner Geschichte und dem Interview, ein Teil des Aqua – Kita Blogs zu werden! Ich habe hiermit die Chance bekommen, über eine sehr tolle Variante der Erzieherausbildung zu informieren, eine Schule zu erwähnen, deren Schulleitung und Lehrkräfte eine sehr gute Arbeit leisten und gleichzeitig über meine Erfahrungen in meinen jungen Jahren und über die Erfahrungen mit dem Experteninterview zu berichten!

Ein besonderes Dankeschön geht hiermit natürlich an Susanne und Gisela! Ihr habt mir in meinem letzten, besonderen Ausbildungsjahr, geholfen, viele weitere Erfahrungen machen zu können!

In diesem Sinne – vielen Dank! Julia

Was hat sich alles geändert?

Seit dem Interview ist nun schon ein Jahr vergangen und in dieser Zeit hat sich einiges geändert, sowohl für mich als auch in der Ausbildung.
Die Ausbildung „OptiPrax“ gibt es so in Bayern nun unter dem Namen „Pia“. Auch in den anderen Ausbildungswegen zum Erzieher hat sich seit meinem Ausbildungsstart 2018 einiges geändert. Wenn es euch interessiert, könnt ihr gerne die folgende Internetseite besuchen und euch informieren: Ausbildung im Erzieherberuf

Nun zu mir: Schon kurz nach dem Interview Anfang 2021, wurde ich gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, in der Aqua – Kita im September als Erzieherin zu beginnen. Darüber freute ich mich natürlich riesig und unterschrieb somit ein paar Wochen später den Vertrag. Nun hieß es für mich nur noch: Abschlussprüfungen schreiben, die letzten Monate in meiner tollen Einrichtung genießen und im September, nachdem ich die Erzieherausbildung abschloss, in der Aqua – Kita mit viel Aufregung und Neugier zu beginnen.

Und nun bin ich hier. Eine glückliche Erzieherin und Teil des Krippenteams in der Aqua – Kita in Mögeldorf.
Eure Julia

Weshalb wir auf das Loben in der Kita weitestgehend verzichten

Ohne Lob durch den Kita Alltag – warum?

Manche Eltern mögen es, ihre Kinder zu ermutigen, ihnen Komplimente zu machen, ihnen Versprechen zu geben, wenn sie dieses oder jenes tun und sie zu loben. Sehr viele Erwachsene gehen davon aus, dass vor allem das Loben einem Kind gut tut. Aus unserer Sicht und aufgrund unserer Erfahrungen im Alltag mit Kindern betrachten wir das als Irrtum!

Loben kann schlicht und ergreifend abhängig machen und die Bedingungslosigkeit unserer Liebe für andere Menschen einschränken. Deshalb sollten wir lieber ermutigen, wertschätzen und unser gegenüber wahrnehmen.

Normalerweise gehen die Menschen davon aus, dass häufiges Loben für gute Leistungen oder für erfüllte Erwartungen, das Selbstvertrauen eines Menschen steigert und motiviert.

Erfolg und gute Leistungen oder ausgezeichnete Zensuren, sind jedoch nicht das Wichtigste. Wirklich bedeutend ist es stattdessen, sich selbst als besonders zu fühlen, so wie man ist, so wie man etwas geschafft hat. Wenn Ihr Euren Kindern beispielsweise ein Lob für eine bestimmte Handlung aussprecht, besteht der entscheidende Unterschied darin, ob Euer Kind nun das Gefühl bekommt, dass Ihr es liebt, für das was es tut, oder dafür wie es ist.

Zurecht wird jetzt die eine oder der andere von Euch sagen: “Moment, ich liebe mein Kind natürlich für das wie es ist.„ Das möchten wir auch gar nicht anzweifeln.

Ihr könnt ja gerne mal den Versuch wagen, Euer eigenes Verhalten Eurem Kind gegenüber zu beobachten. Vielleicht stellt Ihr dann auch fest, dass diese selbstverständliche bedingungslose Liebe, für Eure Kinder allerdings nicht immer eindeutig zu identifizieren ist. Auch wenn Ihr als Eltern von dieser Liebe wisst, werden Eure Kinder mit dieser Tatsache nicht geboren und brauchen daher immer wieder eine Art Rückversicherung.

Jetzt fragt Ihr Euch vielleicht: „Wie kann ich meinem Kind denn diese Gewissheit geben?“

Dafür braucht es drei wichtige Komponenten. Schenkt ihnen Eure liebevolle Zuwendung, berührt sie zärtlich und schenkt ihnen achtsame Worte.

Viele Erwachsene neigen stärker dazu, sich einem Kind besonders dann zuzuwenden, wenn beispielsweise ein neuer Entwicklungsschritt passierte und dann mit Worten wie: „Super, ganz toll, Du hast Pipi gemacht“, „ja ganz prima, fein gemacht, Du bist Laufrad gefahren.“ oder wenn außergewöhnliche Leistungen erbracht wurden: „Ganz stark, heute hast Du die anderen stehen lassen, Du warst 3 Sekunden schneller als beim letzten Sprint, da gibt’s heute ‘ne Sportlerlimo“ „In Mathe eine zwei? Wahnsinn, absolute Klasse, da erhöhen wir doch gleich mal dein Taschengeld für diesen Monat.“ Oder wenn sich Kinder unserer gesellschaftlichen Erwartungen entsprechend verhalten: „Ja prima, sehr schön gewunken.“ „Sag mal danke, super gemacht, ach bist Du süß!“ „Du bist so lieb, eine ganz brave warst Du heute.“

Gerade bei solchen Äußerungen, fühlen sich Kinder besonders gesehen und wahrgenommen. Sie bekommen eine hervorgehobene, besondere Anerkennung. Jedoch geht jedem Lob eine Handlung voraus und das kann im Laufe der Zeit dazu führen, dass Eure Kinder das Gefühl entwickeln, dass die elterliche Liebe nicht wirklich bedingungslos ist, sondern vielmehr der Eindruck entsteht, dass sie immer erst etwas besonders gut machen müssen oder hervorstechen müssen, um deutlich spürbare und wahrnehmbare Zuwendung von Euch zu bekommen. Dies führt dazu, dass im Unterbewusstsein eine Verknüpfung entsteht. „Wenn ich mich also so und so verhalte, wenn ich das sage oder mache, so wie es sich die Mama oder der Papa scheinbar wünschen, dann bekomme ich uneingeschränkte Aufmerksamkeit und positive Zuneigung.

Eure Kinder lernen dadurch, dass sie sich Zuneigung erst verdienen müssen und sie daher immer an eine Bedingung geknüpft ist. Noch mehr verstärkt wird dieser Lerneffekt, wenn die Zuneigung und die Aufmerksamkeit durch unerwünschtes Verhalten oder unerfüllte Ansprüche bewusst entzogen wurde. Macht ein Kind also beispielsweise in die Hose, was vorher häufiger am Stück mit dem Gang zur Toilette klappte und hochgelobt wurde, ist die elterliche Reaktion in der Regel nicht positiv oder verständnisvoll. Und schon gar nicht liebevoll. Was der Grund dafür war, weshalb es heute einmal nicht geklappt hat, wird selten hinterfragt. Ein Kind stellt ganz schnell eine Verbindung her.

Nämlich: „Durch erwünschtes Verhalten bekomme ich Lob, Freude, Aufmerksamkeit, Zuneigung, Belohnungen, Versprechungen. Durch unerwünschtes Verhalten werde ich bestraft, ich werde ignoriert, ich werde abgelehnt und werde getadelt.

Eine Beispielsituation bei der Bewertungen außen vor bleiben

Statt den Toilettengang als etwas gelungenes zu bewerten und das Geschäft welches in die Hose ging, als etwas schlechtes, wäre es Eurem Kind gegenüber wertschätzender, wenn Ihr beides annehmt, ohne eine Bewertung dabei mit einfließen zu lassen.

Ihr könntet bei der Begleitung des Toilettengangs auf die Signale oder Äußerungen Eures Kindes eingehen. In der Krippe äußerte ein Kind z.B. als es auf der Toilette saß: “Ich Kakka machen.” Dabei färbt sich sein Gesicht vor lauter Anstrengung rötlich und sein Blick wirkt angestrengt. Statt einem “ja prima” könntet ihr z.B. sagen: “Du scheinst gerade zu drücken, kann das sein? Dein Kopf färbt sich ganz rot und Du guckst recht angestrengt.“ Ihr begleitet dadurch verbal, was Ihr in diesem Moment wahrnehmt, jedoch ohne eine Bewertung einfließen zu lassen.

Jetzt stellt Euch noch eine andere Situation vor – Euer Kind kommt im gespreizten Gang auf Euch zu und äußert: ”Pipi Hose Papa.” “Nass”
Wenn das Geschäft wie im oben genannten Beispiel dann in der Hose, statt in der Toilette verrichtet wird, wäre es wunderbar, wenn Ihr Eure Gesichtsmuskeln unter Kontrolle bringt 🙂 Damit meinen wir z.B. kein Hochziehen Eurer Augenbrauen, das Zusammenpressen Eurer Lippen oder jegliche verbale Kommentare die in die Richtung “Na das ist aber nicht so schön” gehen.
Denn Fakt ist, das Euer Kind Euch damit nichts Böses möchte. Es will Euch damit nicht ärgern. Es ist schlichtweg ein Prozess, der Zeit benötigt.
Eine zuwendende Haltung nehmt Ihr in dem Moment ein, wenn Ihr Euch auf Augenhöhe Eures Kindes begebt und sagt: “Danke, dass Du zu mir gekommen bist und mir das gesagt hast. Was hältst Du davon, wenn wir zusammen ins Bad gehen. Ich kann Dir Deine nasse Kleidung ausziehen und dann schauen wir beide mal in Deinem Schrank, was Du frisches anziehen möchtest, hm?”

Leider ist es tatsächlich möglich das Verhalten eines Kindes zu lenken und zu beeinflussen. Kinder begreifen sehr schnell. Experten nennen ein solches Verhalten auch „Lernen durch Verstärkung“ und es ist eine Form der Konditionierung. Man könnte es auch Manipulation nennen.

Ein Lob zu bekommen, fühlt sich sicherlich mal gut an, Glückshormone wie Dopamin und Oxytocin werden ausgeschüttet und sorgen für Entspannung, Glücksgefühle und Lebensfreude. Allerdings darf man nicht vergessen, dass sie auch süchtig machen und somit sollte man das Lob wohlwollend dosieren und ehrlich statt manipulierend loben. Wie wertvoll ist ein Lob noch, wenn jemand davon 20-30 Stück am Tag bekommt? Wieviel Freude würde jemand dabei noch empfinden?

Und jetzt überlegt mal, wie viele Eurer Lobe wirklich reine Freude ausdrücken und wie viele Lobe mit der Absicht auf ein bestimmtes Verhalten gelenkt werden. Zählt doch mal wirklich pro Tag ganz bewusst wie oft Ihr lobt. Dazu gehören auch bereits Worte wie „super“ „toll“ „prima“ „spitze“ „klasse“ oder ein Applaudieren. Das sind auch kleine Lobe.

Wenn Ihr fertig seid mit dem Zählen, fragt Euch als nächstes, was der Hintergrund dafür gewesen ist. Wolltet Ihr Eure Freude teilen oder ein bestimmtes Verhalten verstärken?

Wenn Ihr Euch von Herzen mit Eurem Kind freut oder Stolz empfindet, dann dürft Ihr das auch zeigen. Ehrlich und authentisch. Echte Freude über neue Entwicklungsschritte und außergewöhnliche Leistungen sind absolut wichtig und berechtigt.

Beitrag von Nadja Simon

Vestibuläre Wahrnehmung

Vitale Kraft – Körper und Leben in Balace – Ein Beitrag zur vestibulären Wahrnehmungsförderung in der Krippe der Aqua Kita

Sich im Gleichgewicht befinden – einer der wichtigsten Ressourcen, die wir haben. Um uns im Raum orientieren zu können, unseren Körper aufrecht zu halten und uns zuverlässig und sicher in den Bedingungen der Schwerkraft bewegen zu können, benötigen wir unsere vestibuläre Wahrnehmung, die für Gleichgewichtssinn und Koordinationsfähigkeit zuständig ist. Bereits die jüngsten Kinder fühlen sich von erhöhten Steinen, Baumstümpfen etc. magisch angezogen und versuchen zu balancieren, ihr Gleichgewicht zu finden und zu halten.

Um einen Beitrag zur motorischen Entwicklung und vestibulären Wahrnehmungsförderung zu leisten, bieten wir in der Krippe in Mögeldorf Balance Steine an. Diese Steine, die natürlichen Flusssteinen und Hügelkuppen nachempfunden sind, basieren auf neuropädagogischen und sensorisch-motorischen Prinzipien. Durch die unterschiedlichen schrägen Kanten, den kleinen Trittflächen und den verschiedenen Höhen ist es möglich, den Schwierigkeitsgrad individuell anzupassen, in dem Abstände verringert oder vergrößert werden. Dieses Spiel bietet eine echte Herausforderung – für alle Altersklassen.

Die Vorteile und positiven Auswirkungen dieser Balance Steine erleben Kinder oft unbewusst. Es werden gleich mehrere Sinne angeregt und gefördert:
vestibuläre Wahrnehmung: Gleichgewicht finden und halten, Koordinationsfähigkeit
– unsere sensorische Integration wird gestärkt: Tiefensensibilität
taktiler Sinn: fühlen und ertasten, wohin die Hand oder der Fuß gesetzt werden muss
propriozeptiver Sinn: Kontrolle und Kraftregulierung um Bewegung anzupassen damit der nächste Schritt gelingt
visueller Sinn: verschiedene Höhen, Tiefen, Farben etc.

Auf den folgenden Bildern ist zu sehen, was unseren Krippenkindern bisher eingefallen ist und wie sie sich mit den Steinen auseinander gesetzt haben:

Was die Bilder nicht vermögen zu zeigen, ist die Entwicklung, die die Kinder bei ihren Versuchen und Fehlversuchen erfahren…

Beitrag von Daisy Rösner

Malentwicklung

Erinnerung

Ich erinnere mich an einen Tag im Kindergarten. Wir durften malen. Es sollte ein Bild eines kürzlichen Erlebnisses in der Natur zeigen. Alle Kinder malten bereits. Ich überlegte noch über welches Ereignis ich etwas malen wollte und bekam langsam inneren Druck, weil die anderen teilweise schon das halbe Blatt bemalt hatten. Ich zwang mich zu einer Entscheidung und wählte den Spaziergang durch eine Wiese mit Apfelbäumen. Mit großer Gründlichkeit begann ich jeden einzelnen Grashalm auf dem unteren Ende meines Blattes zu zeichnen und war über die wachsende „Wiese“ sichtlich begeistert. Die Tatsache dass einige Kinder schon fast fertig waren bremste meinen Eifer nicht. Ich hatte etwa die Hälfte meines Blattes mit feinen und fast parallel verlaufenden Grashalmen verziert als meine Kindergärtnerin (damals nannte man sie noch so) mir den Stift aus der Hand nahm, parallel zum Rand des unteren Blattes einen geraden grünen Strich malte und mir zufrieden den Stift zurück gab. Ich vermute, ich habe sie mit einem entsetzten Gesichtsausdruck angesehen, da sie mir sofort erklärte sie wollte mir nur helfen. Würde ich jeden Grashalm einzeln abbilden wollen, würde mein Bild nie fertig werden.

Malen ist eine Ausdrucksform

Malen ist für Kinder wie sprechen ohne Worte. Sie zeigen mithilfe von Farbe, Papier und einem Bewegungsimpuls ihre Gefühle. Dabei sollte Bewertung (Lob oder Kritik) keine Rolle spielen.

Auch viele Jahre nach dem oben beschriebenen Erlebnis erinnere ich mich an seine Wirkung. Sie hat mein Bild kaputt gemacht. Wie kann sie nur meine Motivation das ganz genau machen zu wollen nicht verstehen. Wieso ist ein ungenaues fertiges Bild mehr wert? Sie schätzt mein Bild nicht. Ihr gefällt meine Art zu malen nicht. Ich gefalle ihr nicht. Meine Art zu malen ist anders. Ich bin anders. Sie mag mich nicht. Ich mache das nicht richtig. Ich bin nicht richtig. Meiner Wut, meiner Fassungslosigkeit, meiner Verzweiflung und der Enttäuschung nicht dazu zu passen konnte ich damals natürlich keinen Ausdruck verleihen noch verstand ich, das es völlig normal ist individuell zu sein.

Wenn ein Kind malt, nimmt es die Realität ein Stück weit auseinander und setzt sie neu zusammen, sozusagen wie in einem Traum. Es handelt sich um eine Art Verdauungsprozess und darf nicht im Kontext von Nutzen stehen oder bewertet werden sagt Diplom-Kunsttherapeutin Kristina Matthiesen.

Warum uns eine natürliche Malentwicklung wichtig ist

Die vorbereitete Umgebung bedeutet für das Malen, dass ein Raum kreiert wird in dem Kreide und Stifte altersgerecht zur Verfügung stehen, dass die Kinder wählen können ob sie auf einem Stuhl sitzend oder auf dem Boden sitzend oder liegend malen wollen. Die Bedürfnisorientierung in unserem Konzept ergänzt das dadurch, dass die Kinder selbst entscheiden ob sie beobachten oder aktiv werden wollen und auch wie lange sie dabei bleiben und ob sie überhaupt dabei sein wollen. Darf das Kind sein Malen selber entwickeln ist in der Regel ein deutlicher Unterschied in der Führung und Handhaltung der Kreide zu erkennen. Manche Kinder verwenden mehr Druck, andere weniger. In der Umsetzung bei uns bedeutet es, dass wir weder die Haltung der Kreide oder des Stiftes korrigieren noch den eingesetzten Druck.

In einer bestimmten Phase der Malentwicklung beginnen die Kinder zu erzählen was sie gemalt haben. In der Umsetzung bei uns legen wir Wert darauf, sie erklären zu lassen und auch nachzufragen. Wir verzichten darauf den Kinder zu sagen was wir in ihrem Bild „sehen“ (erkennen können). Wir bewerten nicht was die Kinder malen, wir greifen nicht in ihr Werk ein oder malen für sie.

Wenn Kinder hören wie schön ein Erwachsener ein Bild eines Kindes findet, motiviert sie das auch ein Bild zu malen, welches die selben lobenden Worte erhält. Die Motivation ist dann nicht mehr die Freude am Malen. Die Befriedigung wird nicht durch das Erschaffen generiert. Der Focus liegt nicht mehr auf der Selbstwertschätzung sondern auf einer Anerkennung im Außen.

Beispiele aus unserem Alltag in der Krippe

Ein älteres Mädchen benannte, was es gemalt hat und kündigte daraufhin an, was es als nächstes vor hat zu malen.

Wir versehen die einzelnen Werke mit einem separaten Zettel auf welchem wir den Namen des Erzeugers, das Datum der Herstellung und gegebenenfalls einer Geschichte zum Bild notieren.

Hier noch ein paar Beispiele zur Phase des Kreiskritzelns…

Die verschiedenen Phasen der Malentwicklung

Das Spurschmieren mit breiartigen Substanzen ist meist die erste Form des Malens, welche aus der Bewegungsfreude der Kinder hervor geht. Auch das hinterlassen von Spuren mit Stöcken gehört in diese Phase der Malentwicklung. Aus der Freude an der Bewegung und dem Wunsch weitere Spuren zu hinterlassen generiert das Kind selbständig das, was wir Erwachsene üben nennen und wechselt dadurch irgendwann in die Kritzelphase. Meist wird die Kreide oder der Stift in der Faust gehalten und es entstehen erstmals Muster. In dieser Phase befinden sich die Muster häufiger neben den dafür vorgesehenen Flächen und es scheint, als ob der Prozess wichtiger ist als das Ergebnis. Beim Hiebkritzeln entstehen bereits kleinere Striche mit einer Bewegung aus der Schulter heraus und der Zusammenhang zwischen den Bewegungen und den hinterlassenen Spuren ist für das Kind erkennbar. In der nächsten Phase werden die Striche etwas länger und dichter und sie wird Schwingkritzeln genannt. Dabei bewegt sich der Unterarm. Da das Kind den Stift ab- und erneut aufsetzen schafft verlaufen die Striche in alle Richtungen und meist platziert das Kind sein Malergebnis in der Mitte des Blattes. Anschließend folgen erstmals rundere Formen wie Spiralen oder sogenannte Urknäule die man als Kreiskritzeln betitelt. In der nächsten Stufe wird aus senkrechten und waagerechten Linien ein Kreuz geformt. Zum Abschluss dieser Phase fängt das Kind an, seinem Bild eine Bedeutung zu geben und seine Zeichnung zu kommentieren. Häufig ist das beschriebene nur für das Kind sichtbar. In einer weiteren Phase entwickelt das Kind den sogenannten Kopffüßer, einen Kreis mit tentakelartigen Beinen, manchmal auch Armen ohne Rumpf oder Bauch gefolgt von der sogenannten Vorschemaphase, in der das Kind seinem Bild Bäume, Häuser oder Autos hinzufügt. Es beginnt die Phase, in der die Zeichnung geplant wird, das Kind weiß vor der Entstehung des Bildes was es malen möchte. Außerdem wird das gemalte detaillierter. Menschen erhalten z. B. Ohren oder Finger wobei die Proportionen selten realistisch sind. Manche gehen davon aus, das die Größe auf deren Wichtigkeit für das Kind schließen lassen. In der Schemaphase werden Arme und Beine bereits mit Doppellinien dargestellt und sogenannte Röntgenbilder entstehen, wenn das Kind mehrere Schichten eines Gegenstandes abbildet, der nicht durchsichtig ist wie z. B. ein Haus dessen Innenleben zu erkennen ist.

Die Entwicklung der Kinderzeichnung

Konflikte gehören zum Leben

Wie wir in der Aqua Kita mit Konflikten umgehen

Die meisten Menschen wünschen sich Beziehungen, ihr Familienleben, ihr Arbeitsumfeld frei von Konflikten. Dabei ist es so wichtig, durch Übung vielfältige Lösungsstrategien für Konflikte zu entwickeln. Konflikte verlieren dadurch mehr und mehr ihrer stressauslösenden Aspekte und der eine oder andere entwickelt sich zum geschickten Verhandler.

Deswegen ist es uns im Alltag so wichtig, Konflikte der Kinder zu begleiten, ihnen zu helfen ihren Bedürfnissen Ausdruck zu verleihen, sie zu unterstützen mit den Reaktionen zurecht zu kommen wenn ein Bedürfnis einmal nicht erfüllt werden kann anstatt Partei zu ergreifen und zu entscheiden wer recht hat.

Konflikte gehören zum Leben. Entscheidend ist die Art und Weise, wie wir damit umgehen. Jesper Juul

Pädagogen durchlaufen eine fünfjährige oder längere Ausbildung, um auf die Situationen in den Kitas vorbereitet zu werden. Daher möchten wir Eltern manchmal von ihnen einen Leitfaden, an dem man sich orientieren kann, der einem das Gefühl gibt alles richtig zu machen. Daher finde ich den folgenden Artikel von Jesper Juul sehr hilfreich. Zum einen weil er erklärt, dass es keine pauschal richtigen Antworten für uns Eltern geben kann, zum anderen weil sein Artikel anregt die eigenen Glaubenssätze, Erfahrungen und Ideen zum Thema Konflikte zu hinterfragen.


Konflikte zwischen Kindern

Ich stoße oft auf die Frage „Wie soll man in Konflikten zwischen Kindern eingreifen?“, von Seiten der Eltern, die entweder unsicher sind oder die schlechte Erfahrungen mit einer bestimmten Vorgehensweise gemacht haben. Die Antwort auf diese Frage hängt natürlich von einer Vielzahl von Faktoren ab: Welche Kinder? Das Motiv des Erwachsenen für das Eingreifen? Das Alter der Kinder? Worum dreht sich der Konflikt? Usw.
Das Folgende ist deshalb keine konkrete Antwort, oder eine Gebrauchsanweisung, aber eine Reihe von Überlegungen, die hoffentlich inspirierend wirken können, wenn Eltern ihre eigenen Antworten finden müssen.

Was ist ein Konflikt?

Ein Zusammenleben oder eine Zusammenarbeit mit anderen Menschen – egal welchen Alters – ist ohne Konflikte nicht möglich. Das Einzige, das wir uns aussuchen können ist, wie wir uns ihnen gegenüber verhalten wollen, wenn diese aufkommen. Einige Menschen sind in Familien aufgewachsen, in denen alle Konflikte unter den Teppich gekehrt wurden, und kümmern sich deswegen zum Teil nicht um Konflikte; deshalb fehlt ihnen die Praxis, an ihnen zu arbeiten.

Andere kommen aus Familien, in denen es ständig Kämpfe und Konflikte gab, die jene unglücklich machten, weil sie nie gelöst wurden. Diese Menschen sind oft geneigt, Konflikte in ihrer eigenen Familie zu unterdrücken, wenn sie erwachsen werden und selbst Kinder bekommen, weil Konflikte für sie dasselbe wie einen Unglücksfall darstellen.

Viele von uns, die heutzutage Kinder haben, sind in einer Zeit aufgewachsen, in denen Erwachsene mit edler Gesinnung der Meinung waren, dass Konflikte vor Kindern verborgen werden müssen. Andere sind in einer Generation aufgewachsen, in welcher Konflikte oft zur Scheidung der Eltern führten: Beide Parteien haben deshalb ein etwas gespaltenes Verhältnis zu Konflikten innerhalb ihrer Familie.

Ein Konflikt entsteht, wenn zwei Menschen gegensätzliche, oder manchmal bloß verschiedene Bedürfnisse oder Gelüste haben: Und weil nicht alle Menschen gleich sind, bedeutet das, dass wir an jedem einzelnen Tag Konflikte erleben. Hinzu kommt, dass wir nicht selten auch im Konflikt mit uns selbst stehen; ein Teil von uns will das Eine und ein anderer Teil will etwas Anderes.

Wenn wir ein Bedürfnis verspüren, kann der nachfolgende Prozess auf zwei unterschiedliche Weisen verlaufen:
1) Bedürfnis – Befriedigung (dieses Bedürfnisses) – Ruhe
Wir verspüren ein Bedürfnis, wie z. B. Hunger, woraufhin wir etwas essen und somit satt werden.
2) Bedürfnis – Frustration – Kampf – Trauer – Ruhe.
Wir verspüren ein Bedürfnis, wie z. B. Nähe; der Andere steht nicht zur Verfügung und wir werden frustriert und versuchen in Kontakt zu kommen aber werden abgewiesen; wir werden deswegen traurig, weinen und beruhigen uns wieder.

Missverstandene Fürsorge

Der erste Verlauf stellt unsere gemeinsame „paradiesische“ Vorstellung dar. Dem zweiten Verlauf begegnen wir oft im irdischen Alltag. Konzentrieren wir uns also ein wenig auf die beiden Elemente „Kampf“ und „Trauer“: Wenn wir ein Bedürfnis verspüren, wie z. B. „Ich möchte gerne, dass du dein Buch weglegst und dich ein wenig für das interessierst, das ich mit dir teilen möchte“, ist der erste Schritt (und für viele Erwachsene auch der schwerste), seinem Bedürfnis Ausdruck zu verleihen. Viele von uns sind in Familien aufgewachsen, in denen es als verkehrt oder egoistisch angesehen wurde, einfach zu sagen, was wir gerne bekommen möchten. Daraus resultiert, dass wir Erwachsenen oft unmittelbar zur Frustration übergehen: „Musst du immer lesen?“, „Wieso sagst du nie etwas?“, „Du interessierst dich nie für mich!“ usw.

Aber obwohl wir nun unser Bedürfnis ausdrücken, können wir trotzdem ständig riskieren, dass der Andere mit einem „Ich habe jetzt gerade keine Zeit“, „Ich habe jetzt keine Lust mich mit dir zu unterhalten, kann das nicht bis morgen warten?“, oder vielleicht bloß mit einem halb gequälten „Was ist denn jetzt?!“ antwortet. Wenn dies geschieht, beginnt der Kampf oder die Verhandlung – wie man eigentlich sagen müsste – weil es gerade kein Kampf im Sinne von Krieg ist, der hier gemeint ist. Aber selbst ein sehr geschickt Verhandelnder kann verlieren, (dies ist oft die kindliche Situation im Verhältnis zu den Erwachsenen: „Darf ich ein Eis haben?“, „Darf ich nicht ein bisschen länger aufbleiben?“). Manchmal sind unsere Bedürfnisse so verschieden, dass wir uns gar nicht einigen können, und wenn dies geschieht, gibt es in der Wirklichkeit nur eines zu tun: nämlich über die Niederlage zu weinen. Trauer ist das Einzige, das unsere innere Balance wieder aufrichten – und somit die innere Ruhe wiederherstellen kann. Nicht zu bekommen, was wir uns am meisten wünschen, stellt gewissermaßen eine traurige Niederlage dar. Es kann sich dabei um ein nicht besonders wichtiges Bedürfnis handeln, wobei die Trauer deswegen nur als kleine Enttäuschung wahrgenommen wird, oder aber das Bedürfnis kann so lebensnotwendig sein, dass die Trauer sich überwältigend anfühlt. Als Kinder hatten viele von uns nicht die Möglichkeit, die „große“, „mittelgroße“ oder „kleine“ Trauer zu verarbeiten. Die Erwachsenen unterbrachen uns mit ihrem: „Jetzt musst du aber lieb (umgänglich, vernünftig, groß) sein!“, „Hör auf dich zu spreizen!“, oder „Lass mich mit einem solchen Unsinn zufrieden!“ Wir mussten unseren Kummer hinunterschlucken und in der Frustration verbleiben. Wir ordneten uns unter, und nach einem sieben- bis achtjährigen Training konnten wir eine vernünftige, liebe, umgängliche oder erwachsene Maske tragen, und unsere Eltern konnten sich gegenseitig damit beglückwünschen, dass wir auf jeden Fall „anscheinend“ harmonisch (und nicht lästig) geworden waren. Eines der Resultate aus dieser missverstandenen Fürsorge ist, dass viele Erwachsene ein Gespür für die Trauer verloren haben. Sie bemerken einzig die Frustration und reagieren deswegen mit lautem Rufen, Ausschimpfen, Vorwürfen und Schlägen, wenn sie nicht das bekommen können, was sie vermissen. Dies verwehrt ihnen selbstverständlich das zu bekommen, was sie haben möchten, aber hinterlässt sie oft unbefriedigt, selbst wenn deren Umgebung versucht, ihren Ansprüchen gerecht zu werden.

Der kulturelle Faktor

Es gibt außerdem einen kulturellen Faktor außerhalb der psychologischen Mechanismen. Hier in Skandinavien bedeutet dies, dass die Anzeichen für einen Konflikt oft Schweigsamkeit oder Abstand sind, ganz im Gegensatz zur südlichen Kultur, in welcher Konflikte regelmäßig von Rufen, Schreien und erhöhter körperlicher Aktivität ausgehen. Wenn man in Skandinavien aufwächst, bedeutet das, dass man als Kind oft den Konflikt spürt, aber dessen genauen Inhalt nicht zu entschlüsseln vermag. Kinder in unserer Kultur kommen deswegen oft zu dem Schluss, dass sie diejenigen sind, mit denen etwas nicht in Ordnung ist, aber auf einer sonderbar diffusen Art und Weise. Das bedeutet nicht, dass Rufe und Schreie die bessere Lösung sind; sie stellen bloß eine andere Umgangsweise dar, und diese schafft eine andere Konfliktbereitschaft unter den Kindern, wenn diese erwachsen werden.

Obwohl diese charakteristischen Verhaltensweisen recht typisch für die nördlichen und südlichen Himmelsrichtungen sind, bedeutet dies nicht, dass sie angeboren sind – ganz im Gegenteil: sie sind angelernt. Wir erlernen sie in unserer Familie. Kinder wurden mit jener Konfliktbereitschaft geboren, wie sie in Punkt 1) und 2) früher in diesem Kapitel skizziert wurde, allerdings ohne dem wichtigsten Verhandlungswerkzeug, welches die Sprache ist, und ohne die Fähigkeit von ihr Gebrauch zu machen, um sich damit selbst auszudrücken. Gleichwie auf den meisten anderen Gebieten frühkindlicher Entwicklung, in denen sie mit der Ausbildung der Grobmotorik (große Bewegungen in den großen Muskeln) beginnen, und mit der Ausbildung der Feinmotorik (kleine Bewegungen in den kleinen Muskeln, wie z. B. in den Stimmbändern) abschließen, beginnen sie ebenfalls damit, Frustrationen und Konflikte sozusagen mit „Armen und Beinen“ auszudrücken.

Wenn es um die Verarbeitung von Konflikten mithilfe von Sprache (Feinmotorik) geht, lernen Kinder fast ausschließlich anhand von Beispielen, d. h. von ihren Eltern, deren Vorgehensweise sie nachahmen. Und das gilt sowohl hier als auch in allen anderen Beziehungen: Die Kinder lernen von der Vorgehensweise, mit der wir die Dinge angehen; nicht auf die Art und Weise, die wir ihnen vorschreiben, wie sie sie handhaben sollen. Sobald die Kinder fünf-sechs Jahre alt geworden sind, handeln sie, wie wir handeln, und weil niemand von uns perfekt ist, sind die Kinder es auch nicht.

Erwachsene können von Kindern lernen

Selbst wenn kleinere Kinder oft von „Armen und Beinen“ Gebrauch machen, wenn sie sich in einem Konflikt befinden, können die meisten von uns etwas von der Selbstverständlichkeit lernen, mit der sie ihre Bedürfnisse ausdrücken. Vielen Ehen und Beziehungen zwischen Kindern und Erwachsenen würde es bedeutend besser bekommen, wenn alle Parteien die grundlegenden Sätze in der persönlichen Sprache verwenden würden: „Ich will“, „Ich will nicht“, „Ich kann (es) leiden“, „Ich kann (es) nicht leiden“, „Ich will haben“, bzw. „Ich will nicht haben“. Gleichzeitig haben Kinder in diesem Alter sich die Fähigkeit bewahrt, die richtige Tonlage zu den Worten hinzuzufügen. Sie rufen, wenn sie frustriert sind, weinen, wenn sie deswegen traurig sind, bzw. schimpfen, wenn sie zornig sind. Viele der Erwachsenen haben diese beiden wertvollen Eigenschaften verloren – zum großen Nachteil für ihre Lebensqualität.

Die Kinder können von uns lernen, wie man die Sprache zum Bearbeiten von Konflikten benutzt, was nicht mit einem „vernünftig über die Dinge sprechen“, oder einem „beruhige dich“, oder einem „sei jetzt logisch“ verwechselt werden darf. Der Mensch ist kein rationales Wesen; vor allem dann nicht, wenn wir uns in einem Konflikt mit uns selbst oder miteinander befinden.

Die Kinder können von unserem Beispiel lernen. Wie gehen Vater und Mutter vor, wenn sie sich in einem Konflikt miteinander befinden? Wie handeln Vater und Mutter, wenn sie sich im Konflikt mit uns befinden? Die Kinder sind wie immer der Spiegel, in dem wir uns selbst am deutlichsten sehen, und sie sind, wie immer, eine Inspirationsquelle, um unsere eigene Funktionsweise zu beobachten und diese zu verbessern.

Als Erwachsene können wir Kindern Lesen, Schreiben und Rechnen lehren. Wir können ihnen beibringen, nicht über eine rote Ampel zu gehen, und ihnen ähnliche praktische und notwendige Fertigkeiten vermitteln. Aber was die wirklich wichtigen Dinge im Leben betrifft, sind es oft die Kinder, die uns am meisten beibringen können, obwohl sie dazu „verurteilt“ sind, uns nachzuahmen.

Wie man eingreift

Es ist relativ einfach, Anweisungen dafür zu geben, wie man in einen Konflikt eingreift. Man sollte persönlich und wohlüberlegt vorgehen, und man sollte es unterlassen zu kritisieren oder Partei zu ergreifen. Überlege dir zuerst, warum du in den Konflikt der Kinder eingreifen willst. Ist es, weil du Konflikte hasst und einen Mangel an Konflikten mit Harmonie und Glück verwechselst?
Falls es das ist, warte einen Augenblick! Ist es, weil der Konflikt zu destruktiv, zu verbissen ist? Falls es das ist, warte dennoch etwas, und sage dann: „Aufhören!“, „Stopp!“, und rufe es gerne so hoch und so innig aus, wie du den Drang danach verspürst! Das soll bloß effektiv sein. Keine halbherzigen Bemerkungen im Stil von: „Wollt ihr jetzt nicht einmal aufhören. Ich kann das bald nicht mehr aushalten“ (jammernd); „Ihr seid auch ganz unmöglich – alle beide. Könnt ihr nicht hören, was man euch sagt?“ (anklagend). „Nein, jetzt musst du also Rücksicht darauf nehmen, dass er trotz alledem der Kleine ist!“ (kritisierend).
„Was stimmt denn nicht mit euch und warum könnt ihr nicht ruhig und in Frieden miteinander spielen?“ (machtlos). Wenn der Konflikt gestoppt ist, kann man den Kindern dabei behilflich sein, die richtigen Worte zu finden, d. h. die Worte, die hinter „Scheißkerl“, „Idiot“ usw. stecken.
– Beginne damit, beiden Parteien folgende Fragen zu stellen: „Was ist es, das du gerne haben möchtest?“ Höre die Antworten sorgfältig an, und verzichte darauf, diese zu werten!
– Überprüfe, ob die Kinder jeweils die Antwort des anderen gehört haben und bitte sie evtl. darum, das Ergebnis der Antworten gegenseitig zu wiederholen.
– Bitte den Initiator zu untersuchen, ob das, was er bekommen möchte, möglich ist. Falls es nicht möglich ist, bitte ihn, seine Reaktion darauf auszudrücken! Dasselbe gilt, falls es möglich ist das zu bekommen, was er möchte.
– Vermeide es, den Kindern für ihre Mithilfe zu danken!
– Beachte stets, dass der Erwachsene lediglich Vermittler und nicht Richter ist!

Wenn dieser Vorgang abgeschlossen wurde, ist die Aufgabe des Erwachsenen zu Ende. Die Kinder sind sich nunmehr selbst und einander bewusst geworden und, ehe sie acht bis zehn Jahre alt geworden sind, sollten sie dies gelehrt bekommen haben. Falls du mit dieser Praxis erst anfängst, wenn die Kinder groß sind, benötigt es nicht so viel Zeit, aber rechne nicht damit, dass die Konflikte aufhören, bevor ein Jahr oder noch mehr Zeit vergangen ist! Es gibt keinen Grund moralisierend zu werden oder Schuld zuzuweisen. Dies baut – ganz im Gegenteil – auch noch einen neuen Konflikt in den Kindern selbst, oder zwischen ihnen auf und bremst somit ihr Erlernen.

In manchen Familien gibt es sehr häufige Konflikte zwischen Kindern; es scheint, als ob selbst der kleinste Zwischenfall einen Anlass zum Streit liefert. Sollte dies der Fall sein, zahlt es sich aus, die Familie zusammen zu rufen und ein gründliches Gespräch darüber zu führen was „es“ ist, das zur Zeit in der Familie liegt und vor sich hin schwelt. Es gibt drei Orte, an denen man suchen kann: zwischen den Erwachsenen und den Kindern, zwischen den Erwachsenen untereinander, oder zwischen den Kindern. Die Ursache für ein anhaltend hohes Konfliktniveau findet sich selten bei den Kindern.

Letztlich sind wir als Eltern oft von einem unbändigen Drang besessen uns nützlich zu machen, um zu erziehen, um von uns zu lernen. Oft geschieht all die Aktivität mehr unseretwegen als der Kinder wegen. Falls du es nicht ertragen kannst, wenn die Kinder Konflikte haben, versuche, die Szenerie zu verlassen. Schließ die Tür, geh in einen anderen Raum, geh spazieren! In vielen Fällen lernen die Kinder schneller und besser, je weniger wir uns einmischen.

©Jesper Juul, www.familylab.de – die familienwerkstatt